12.1.18

PAUL CELAN: MARIANNE




PAUL CELAN


MARIANNE

Fliederlos ist dein Haar, dein Antlitz aus Spiegelglas.
Von Auge zu Aug zieht die Wolke, wie Sodom nach 
  Babel:
wie Blattwerk zerpflückt sie den Turm und tobt um
  das Schwefelgesträuch.
Dann zuckt dir ein Blitz um den Mund – jene Schlucht 
  mit den Resten der Geige.
Mit schneeigen Zähnen führt einer den Bogen: O schöner
  tönte das Schilf!
Geliebte, auch du bist das Schilf und wir alle der Regen;
ein Wein ohnegleichen dein Leib, und wir bechern zu zehnt;
ein Kahn im Getreide dein Herz, wir rudern ihn nachtwärts;
ein Krüglein Bläue, so hüpfest du leicht über uns, und wir
  schlafen…
Vorm Zelt zieht die Hundertschaft auf, und wir tragen dich
  zechend zu Grabe.
Nun klingt auf den Fliesen der Welt der harte Taler der 
  Träume.

Δεν υπάρχουν σχόλια: