15.7.17

STEFAN GEORGE: DER EID




STEFAN GEORGE


DER EID

«Schreitet her und steht um mich im rund
Die ich auserkor zum bund:
Dich aus kerkern flüchtig · leichenfarb,
Dich der an dem weg verdarb,
Den ich vor dem sturz am haare griff ,
Der sich selbst die klinge schliff.
Wilde kräfte vom geschick gehemmt.
Edle saat durchs land verschwemmt».

Wir gebunden durch den stärksten kitt
Als der stahl die arme schnitt.
Einer von des andren blut genoss,
Gleiche flamme in uns schoss…
Unser glück begann mit deiner spur.
«Mächtig ich durch euren schwur».
Wir die durch dein atmen glühn und blühn.
«Ich von eurem marke kühn».

Du nur kennst das ziel das vor uns blizt ·
Trägst es in metall gerizt.
Deinen bräuchen fügen wir uns streng ·
Wir gehärtet im gemeng.
Lenker auf den wegen UNSRER not ·
Nenn dein dunkelstes gebot!
Pfluge über unsre leiber her:
Niemals mahnt und fragt dich wer!

«Durch verhüllte himmel seh ich schon
Die vollendung und den lohn.
Unsre feinde sind zum kampf gereiht.
Meine söhne rufen streit.
Boden hilft den händen die ihm traut ·
Himmel schadet wo ihm graut.
Keine schar zu dicht · kein wall zu steil!
Meine söhne rufen heil».

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