MATTHIAS CLAUDIUS
DIE STERNSEHERIN LISE
Ich sehe oft um Mitternacht,
Wenn ich mein Werk getan
Und niemand mehr im Hause
wacht,
Die Stern' am Himmel an.
Sie gehn da, hin und her
zerstreut
Als Lämmer auf der Flur;
In Rudeln auch, und
aufgereih't
Wie Perlen an der Schnur;
Und funkeln alle weit und
breit,
Und funkeln rein und schön;
Ich seh die große
Herrlichkeit,
Und kann mich satt nicht
sehn...
Dann saget, unterm
Himmelszelt,
Mein Herz mir in der Brust:
"Es gibt was Bessers in
der Welt
Als all ihr Schmerz und
Lust."
Ich werf mich auf mein Lager
hin,
Und liege lange wach,
Und suche es in meinem Sinn,
Und
sehne mich darnach.
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