THOMAS
BERNHARD (1931-1989)
HINTER DEN
BÄUMEN IST EINE ANDERE WELT
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
der Fluß bringt mir die Klagen,
der Fluß bringt mir die Träume,
der Fluß schweigt wenn ich am Abend in den Wäldern
vom Norden träume...
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
die mein Vater vertauscht hat für zwei Vogel,
die meine Mutter heimtrug in einem Korb,
die mein Bruder im Schlaf verlor, als er sieben Jahre alt war und müde…
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
ein Gras, das nach Trauer schmeckt, eine schwarze Sonne,
ein Mond der Toten,
eine Nachtigall, die nicht aufhört zu klagen
von Brot und Wein
und Milch in großen Krügen
in der Nacht der Gefangenen.
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
sie gehen in langen Furchen hinunter
in die Dörfer, in die Wälder der Jahrtausende,
morgen fragen sich nach mir,
nach der Musik meiner Gebrechen,
wenn der Weizen fault, wenn nichts von gestern
geblieben ist, von ihren Zimmern, Sakristeien und Wartesälen.
Ich will sie verlassen. Mit keinem
will ich mehr sprechen
sie haben mich verraten, der Acker weiß es, die Sonne
wird mich verteidigen, ich weiß,
ich bin zu spät gekommen...
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
dort ist ein anderer Kirtag,
im Kessel der Bauern schwimmen die Toten und um die Tümpel
schmilzt leise der Speck von den roten Skeletten,
dort träumt keine Seele mehr von Mühlrad,
und der Wind versteht
nur den Wind...
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
das Land der Fäulnis, das Land
der Händler,
eine Landschaft der Gräber laß hinter dir
und du wirst vernichten, grausam schlafen
und trinken und schlafen
von Morgen zum Abend, vom Abend zum Morgen
und nicht mehr verstehn, nicht den Fluß und nicht die Trauer;
denn hinter den Bäumen
morgen,
und hinter den Hügeln,
morgen,
ist eine andere Welt.
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
der Fluß bringt mir die Klagen,
der Fluß bringt mir die Träume,
der Fluß schweigt wenn ich am Abend in den Wäldern
vom Norden träume...
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
die mein Vater vertauscht hat für zwei Vogel,
die meine Mutter heimtrug in einem Korb,
die mein Bruder im Schlaf verlor, als er sieben Jahre alt war und müde…
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
ein Gras, das nach Trauer schmeckt, eine schwarze Sonne,
ein Mond der Toten,
eine Nachtigall, die nicht aufhört zu klagen
von Brot und Wein
und Milch in großen Krügen
in der Nacht der Gefangenen.
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
sie gehen in langen Furchen hinunter
in die Dörfer, in die Wälder der Jahrtausende,
morgen fragen sich nach mir,
nach der Musik meiner Gebrechen,
wenn der Weizen fault, wenn nichts von gestern
geblieben ist, von ihren Zimmern, Sakristeien und Wartesälen.
Ich will sie verlassen. Mit keinem
will ich mehr sprechen
sie haben mich verraten, der Acker weiß es, die Sonne
wird mich verteidigen, ich weiß,
ich bin zu spät gekommen...
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
dort ist ein anderer Kirtag,
im Kessel der Bauern schwimmen die Toten und um die Tümpel
schmilzt leise der Speck von den roten Skeletten,
dort träumt keine Seele mehr von Mühlrad,
und der Wind versteht
nur den Wind...
Hinter den Bäumen ist eine andere Welt,
das Land der Fäulnis, das Land
der Händler,
eine Landschaft der Gräber laß hinter dir
und du wirst vernichten, grausam schlafen
und trinken und schlafen
von Morgen zum Abend, vom Abend zum Morgen
und nicht mehr verstehn, nicht den Fluß und nicht die Trauer;
denn hinter den Bäumen
morgen,
und hinter den Hügeln,
morgen,
ist eine andere Welt.
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