1.11.09

SOPHIE MEREAU: MITGEFÜHL


SOPHIE MEREAU (1770-1806)


MITGEFÜHL


Wer nicht, voll reiner Menschenhuld,
mit rascher, schöner Ungeduld,
der Brüder tiefes Leiden sieht,
und tätig es zu lindern glüht;

Der, dessen Herz nicht höher schlägt,
von Mitempfindung süß bewegt,
wenn, von des Glückes Hauch belebt,
die Freude fremde Busen hebt:

Und flög' sein Nam' im Lichtgewand
des Ruhmes über Meer und Land,
und ordnete sein Herrscherblick
von Millionen das Geschick;

Und hätte ihm des Schicksals Hand
der Gaben schönste zugesandt:
das Glück, geliebt zu sein - gebricht
ihm dies Gefühl - ich neid' ihn nicht!

O Mitgefühl, der Menschheit Glück!
was trocknete den nassen Blick
was hielt' an der Verzweiflung Rand
zurück, wär's nicht der Freundschaft Hand?

Sei ewig, ewig heilig mir!
Schon manche Freude dank' ich dir.
Weint einst mein Aug' in Mißgeschick,
so tröste mich dein Engelblick!

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