15.3.09

FRANZ XAVER FREIHERR VON SCHLECHTA: LIEBESLAUSCHEN


FRANZ XAVER FREIHERR VON SCHLECHTA (1796-1875)


LIEBESLAUSCHEN


Hier unten steht ein Ritter
Im hellen Mondenstrahl,
Und singt zu seiner Zither
Ein Lied von süßer Qual;

»Lüfte, spannt die blauen Schwingen
Sanft für meine Botschaft aus,
Rufet sie mit leisem Klingen
An dies Fensterlein heraus.

Sagt ihr, daß im Blätterdache
Seufz' ein wohlbekannter Laut,
Sagt ihr, daß noch einer wache,
Und die Nacht sei kühl und traut.

Sagt ihr, wie des Mondes Welle
Sich an ihrem Fenster bricht,
Sagt ihr, wie der Wald, die Quelle
Heimlich und von Liebe spricht!

Laß ihn leuchten durch die Bäume,
Deines Bildes süßen Schein,
Das sich hold in meine Träume
Und mein Wachen webet ein.«

Doch drang die zarte Weise
Wohl nicht zu Liebchens Ohr,
Der Sänger schwang sich leise
Zum Fensterlein empor.

Und oben zog der Ritter
Ein Kränzchen aus der Brust;
Das band er fest am Gitter
Und seufzte: »Blüht in Lust!«

»Und fragt sie, wer euch brachte,
Dann, Blumen, tut ihr kund.«
Ein Stimmchen unten lachte:
»Dein Ritter Liebemund.«

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