18.1.09

ALFRED GONG: DIE LIEBENDEN



ALFRED GONG (1920-1981)


DIE LIEBENDEN


Die Liebenden haben heut keine Balkone,
kein Stern webt Träume in die Gardinen,
kein Bett ist ihr Eigen. Sie liegen umschlungen,
erwartend den Tod auf glänzenden Schienen.

Sie liegen und frösteln. Die Lider geschlossen.
Um seinen Ηals ihre magere Rechte.
(Einst schien uns der Mond auf das duftende Kissen...)
Leb wohl, fremde Mutter, Erde du schlechte!

Sie lauschen den Hymnen der Frösche und Grillen,
enorm ertönend im Sternenregen
dem Einen – Unsichtbaren und Blinden.
Sie liegen umschlungen und schweigen verlegen.

Wir hören das Nahen des rollenden Todes.
Sie liegen da, geschlossen die Lider,
und fühlen als Letztes die Leere des Hungers,
durchflutet vom Dufte träumender Flieder.

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