18.6.16

THEODOR DÄUBLER: DAS SONNET




THEODOR DÄUBLER


DAS SONNET

Es sollte mein Sonnett den Sternen gleichen,
Die blutigblau aus ihren Kernen leuchten,
Zuerst den Augen Feuerkreuze deuchten
Und dann auf einmal Lichtgeschimmer weichen.

Doch muß gar bald das Schimmern auch erbleichen:
Als ob die Urgluthen die Strahlen scheuchten,
Erscheint, bis unsere Lider sich befeuchten,
Den Blicken strahlenfrei das gerade Zeichen.

Dann zittre, wie um Sterne, feucht die Frühe,
Auf das erblickte Lid, zart eine Zähre,
In der die Gluth der Blutwünsche versprühe.

Es wünscht ja doch, daß es die Mär gebäre,
Daß schillernd Träumen seinem Grau entglühe
Und spielt, als ob es eine Perle wäre.

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