31.5.09
MAX DAUTHENDEY: AN DEINEN LIPPEN
MAX DAUTHENDEY
AN DEINEN LIPPEN
Deine Küsse halten mich glühend wach,
Sie gehen wie feurige Sterne ums Dach.
An deinen Lippen wird's Blut mir rot,
Mein Herz springt ins Feuer, mein Auge loht.
Deine Augen wie kleine Monde beim Küssen
Im letzten Himmel verschwinden müssen.
Ετικέτες
AN DEINEN LIPPEN,
DAUTHENDEY (MAX)
29.5.09
GEORG HEYM: DIE NACHT
GEORG HEYM (1887-1912)
DIE NACHT
Auf Schlangenhälsen die feurigen Sterne
hängen herunter auf schwankende Türme,
die Dächer gegeißelt. Und Feuer springet,
wie ein Gespenst durch die Gasse der Stürme.
Fenster schlagen mit Macht. Und die Mauern, die alten,
reißen die Tore auf in zahnlosem Munde.
Aber die Brücken fallen über dem Schlunde
und der Tod stehet draußen, der Alte.
Aber die Menschen rennen, ohne zu wissen
blind und schreiend, mit Schwertern und Lanzen.
Unten hallet es dumpf, und die Glocken tanzen,
schlagend laut auf, von den Winden gerissen.
Die Plätze sind rot und tot. Und riesige Monde
steigen über die Dächer mit steifen Beinen
den fiebernden Schläfern tief in die Kammer zu scheinen,
und die Stirne wird fahl wie frierendes Leinen.
23.5.09
ANITA BERBER: KOKAIN
ANITA BERBER (1899-1928)
KOKAIN
Wände
Tisch
Schatten und Katzen
Grüne Augen
Viele Augen
Millionenfache Augen
Das Weib
Nervöses zerflatterndes Begehren
Aufflackerndes Leben
Schwälende Lampe
Tanzender Schatten
Kleiner Schatten
Großer Schatten
Der Schatten
Oh - der Sprung über den Schatten
Er quält dieser Schatten
Er martert dieser Schatten
Er frißt mich dieser Schatten
Was will dieser Schatten
Kokain
Aufschrei
Tiere
Blut
Alkohol
Schmerzen
Viele Schmerzen
Und die Augen
Die Tiere
Die Mäuse
Das Licht
Dieser Schatten
Dieser schrecklich große schwarze Schatten.
22.5.09
PETER HILLΕ: ABBILD
19.5.09
MARIE LUISE KASCHNITZ: NUR DIE AUGEN
MARIE LUISE KASCHNITZ (1901-1974)
NUR DIE AUGEN
Tauft mich wieder
Womit?
Mit dem nächstbesten Wasser
Dem immer heiligen.
Legt mir die Hand auf
Gebt mir den nächstbesten Namen
Einen geschlechtslosen
Frühwind- und Tannennamen
Für das letzte Stück Wegs.
Verwandelt mich immerhin
Nur meine Augen laßt mir
Diese von jeher offen
Von jeher tauglich.
Ετικέτες
KASCHNITZ (MARIE LUISE),
NUR DIE AUGEN
18.5.09
GÜNTER KUNERT: ALS UNNÖTIGEN LUXUS
GÜNTER KUNERT (1929)
ALS UNNÖTIGEN LUXUS
Als unnötigen Luxus herzustellen verbot ,
was die Leute Lampen nennen,
König Tharsos von Xantos,
der von Geburt an Blinde.
Ετικέτες
ALS UNNÖTIGEN LUXUS,
KUNERT (GÜNTER)
17.5.09
OTHMAR SEIDNER: WIDERSPRÜCHE
OTHMAR SEIDNER (1939)
WIDERSPRÜCHE
Feige sein, ist meine Tapferkeit
die Dummheit, meine Schläue
das Falsche, meine Ehrlichkeit
die Lüge, meine Wahrheit
der Schlaf ist meine Wachsamkeit
der Betrug, meine Treue
der Haß ist meine Liebe
meine Blindheit ist das Sehen.
Das stets zu Späte, meine Pünktlichkeit
die Unlust meine Geilheit
die Trägheit ist mein Eifer
mein Schweigen, die Beredtsamkeit
mein Hunger ist meine Sattheit
die Gier ist meine Zufriedenheit
der Neid ist meine Gutherzigkeit
mein Ruhm ist meine Unbekanntheit
der Verlust, mein steter Gewinn
mein Zweifel ist mein Glaube
mein Feind mein bester Freund
der Reichtum ist meine Armut
der Zwang ist meine Freiheit
mein Tod, das ist mein Leben!
Ετικέτες
SEIDNER (OTHMAR),
WIDERSPRÜCHE
16.5.09
THEODOR STORM: KLINGT IM WIND EIN WIEGENLIED
THEODOR STORM (1817-1888)
KLINGT IM WIND EIN WIEGENLIED
Klingt im Wind ein Wiegenlied,
Sonne warm hernierdersieht.
Seine Ähren senkt das Korn,
Rote Beere schwillt am Dorn.
Schwer von Regen ist die Flur -
Junge Frau, was sinnst du nur?
Ετικέτες
KLINGT IM WIND EIN WIEGENLIED,
STORM (THEODOR)
13.5.09
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: BEHERZIGUNG
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749-1832)
BEHERZIGUNG
Ach, was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser, ruhig bleiben,
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser, sich zu treiben?
Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.
Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie er's treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!
Ετικέτες
BEHERZIGUNG,
GOETHE (JOHANN WOLFGANG VON)
7.5.09
WOLF BIERMANN: BRIGITTE
WOLF BIERMANN
BRIGITTE
Ich ging zu dir
dein Bett war leer.
Ich wollte lesen
und dachte an nichts.
Ich wollte ins Kino
und kannte den Film.
In ging in die Kneipe
und war allein.
Ich hatte Hunger
und trank zwei Spezi.
Ich wollte allein sein
und zwar zwischen Menschen.
Ich wollte atmen
und sah nicht den Ausgang.
Ich sah eine Frau
die ist öfters hier.
Ich sah einen Mann
der stierte ins Bier.
Ich sah zwei Hunde
die waren so frei.
Ich sah auch die Menschen
die lachten dabei.
Ich sah einen Mann
der fiel in den Schnee
er war besoffen
es tat ihm nicht weh.
Ich rannte vor Kälte
über das Eis
der Straßen zu dir
die all das nicht weiß.
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