16.11.08
HEINRICH MÜHLPFORT: WILLKOMMEN SCHÖNESTE
HEINRICH MÜHLPFORT (1639-1681)
[WILLKOMMEN SCHÖNESTE]
1.
Willkommen Schöneste / die meinen Geist erquickt /
Die meine Seele durch ihren Glanz entzückt /
Willkommen Schatz / mein ander Leben /
Der ich mich ganz und gar ergeben.
2.
Stern aller Freuden / schöneste Perlemuth /
Wenn deiner Augen blitzende Liebes Glut
Bestrahlet mein entbrandtes Herze
So acht ich nicht der Sonnen Kerze.
3.
Denn dein Gesicht weiset den Himmel mir /
Wie der beblümet wird von der Sternen Zier;
So streu’n auch deine Fackeln funcken /
Die in die Seele mir gesuncken.
4.
Was ich nur dencke / was ich nur red‘ und thu /
Das auserwählte Perlemuth das bist du /
Ich geh / ich steh / ich schlaf‘ / ich wache /
So bleibst du doch der Zweck der Sache.
5.
Holdreiche Göttin / die meinen Geist bezwingt /
Und die das Siegsfahn über mein Leben schwingt /
Mich dünckt daß alle Seeligkeiten /
Mit deinem Eintritt dich begleiten.
6.
Gast dessen gleichen mir nicht der Erden Kreiß
In allen Enden einst zu gewähren weiß /
Was nicht die ganze Welt kan schicken /
Mit dem kan Oelße mich beglücken.
7.
Wie aus des Himmels Zimmern die Morgenröth
Im höchsten Purpur gleich eine Fürstin geht /
So ist mit nicht geringerm Lichte
Umbgeben / Schatz / dein Angesichte.
8.
Du trägest Rosen / gleichwie dein Name heist
Und theuren Perlen gleichet dein edler Geist /
Ich lasse Geld und Güter fahren /
Du bleibst die beste von den Waaren.
9.
Daß mir dein Anblick schencket die höchste Lust /
Daß deine Worte gleichfals der Liebe kost /
Daß dein Kuß kan die Seele weiden /
Sind nur ein Vorbild grössrer Freuden.
10.
Ach Sonne renne / kürze der Tage Rest /
Biß daß erscheinet unser Vermählungs-Fest /
Daß wir den besten Zweck erzielen /
Und unsre Glut zusammen spielen /
11.
Der Augen Sterne / der Wangen Rosen-Glut /
Der Schnee des Halses / der Lippen Purpur-Blut /
Der Brüste rund-geschwollne Hügel
Verbleiben unsrer Liebe Sigel.
12.
So hat die Venus nicht den Adon erfrischt /
Wenn sie vergnüget haben im Wald getischt /
Als deine Gegenwart mich tröstet /
Und mir das Liebes-Manna röstet.
13.
Komm schönste Nimfe / Sonne der Unterwelt
Durch derer Blicke sich noch mein Geist erhellt:
Laß ferne deine Strahlen glänzen /
In meinem Hauß und Herzens-Gränzen.
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