26.12.10
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: KURZ UND GUT
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749-1832)
KURZ UND GUT
Sollt ich mich denn so ganz an sie gewöhnen?
Das wäre mir zuletzt doch reine Plage.
Darum versuch ichs gleich am heutgen Tage
Und nahe nicht dem vielgewohnten Schönen.
Wie aber mag ich dich, mein Herz, versöhnen,
Daß ich im wichtigen Fall dich nicht befrage?
Wohlan! Komm her! Wir äußern unsre Klage
In liebevollen, traurig heitern Tönen.
Siehst du, es geht! Des Dichters Wink gewärtig,
Melodisch klingt die durchgespielte Leier,
Ein Liebesopfer traulich darzubringen.
Du denkst es kaum, und sieh, das Lied ist fertig!
Allein was nun? – Ich dächt: im ersten Feuer
Wir eilten hin, es vor ihr selbst zu singen.
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