29.12.08
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: DER MUSENSOHN
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749-1832)
DER MUSENSOHN
Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So geht's von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget,
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.
Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum' im Garten,
Die erste Blüt' am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.
Ich sing' ihn in der Weite,
Auf Eises Läng und Breite,
Da blüht der Winter schön!
Auch diese Blüte schwindet
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höh'n.
Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg' ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.
Ihr gebt den Sohlen Flüge!
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben, holden Musen,
Wann ruh' ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?
28.12.08
HUGO BALL: DER HENKER
HUGO BALL (1886-1927)
DER HENKER
Ich kugle Dich auf Deiner roten Decke.
Ich bin am Werk: blank wie ein Metzgermeister.
Tische und Bänke stehen wie blitzende Messer
der Syphiliszwerg stochert in Töpfen voll Gallert und Kleister.
Dein Leib ist gekrümmt und blendend und glänzt wie der gelbe Mond
deine Augen sind kleine lüsterne Monde
dein Mund ist geborsten in Wollust und in der Jüdinnen Not
deine Hand eine Schnecke, die in den blutroten Gärten voll Weintrauben und Rosen wohnte.
Hilf, heilige Maria! Dir sprang die Frucht aus dem Leibe
sei gebenedeit! Mir rinnt geiler Brand an den Beinen herunter.
Mein Haar ein Sturm, mein Gehirn ein Zunder
meine Finger zehn gierige Zimmermannsnägel
die schlage ich in der Christenheit Götzenplunder.
Als dein Wehgeschrei dir die Zähne aus den Kiefern sprengte
da brach auch ein Goldprasseln durch die Himmelssparren nieder.
Eine gigantische Hostie gerann und blieb zwischen Rosabergen stehen
ein Hallelujah gurgelte durch Apostel- und Hirtenglieder.
Da tanzten nackichte Männer und Huren in verrückter Ekstase
Heiden, Türken, Kaffern und Muhammedaner zumal
Da stoben die Engel den Erdkreis hinunter
Und brachten auf feurigem Teller die Finsternis und die Qual.
Da war keine Mutterknospe, kein Auge mehr blutunterlaufen und ohne Hoffen
Jede Seele stand für die Kindheit und für das Wunder offen.
27.12.08
HANS ARP: [DIE HERZEN SIND STERNE]
HANS ARP (1887-1966)
[DIE HERZEN SIND STERNE]
.
Die Herzen sind Sterne,
die im Menschen blühen.
Alle Blumen sind Himmel.
Alle Himmel sind Blumen.
Alle Blumen glühen.
Alle Himmel blühen.
.
Ich spreche kleine, alltägliche Sätze
leise für mich hin.
Um mir Mut zu machen,
um mich zu verwirren,
um das große Leid, die Hilflosigkeit,
in der wir leben, zu vergessen,
spreche ich kleine, einfältige Sätze.
.
Die Meere sind Blumen.
Die Wolken sind Blumen.
Die Sterne sind Blumen,
die im Himmel blühen.
der Mond ist eine Blume.
Der Mond ist aber auch eine große Träne.
.
Alle Blumen blühen für dich.
Alle Herzen glühen für dich.
.
Ich spreche kleine, einfältige Sätze
leise für mich hin,
immerfort für mich hin.
Ich spreche kleine, alltägliche, geringe Sätze.
Ich spreche wie die geringen Glocken,
die sich wiederholen und wiederholen.
.
Sophie ist ein Himmel.
Sophie ist ein Stern.
Sophie ist eine Blume.
Alle Blumen blühen,
blühen für dich.
Alle Herzen glühen,
glühen für dich.
Nun bist du fortgegangen.
Was soll ich hier gehen und stehen.
Ich habe nur ein Verlangen.
Ich will dich wiedersehen.
.
Wir zogen hell
durch Glanz und Duft.
Nun tut das Licht mir weh
und niemand ruft
und zeigt mir eine Blume
oder einen Stern.
.
Es blüht im Himmelsgrund
zwischen Dunkelheit und Licht
strahlend wie ein Stern
dein gütiges Gesicht.
.
Du bist ein Stern
und träumst in Gottes lichter Blume.
Ich mag nicht weitergehen.
Ich will auch schlafen.
So wie du schläfst
in Gold und tiefer Ferne
in einem reinen Wiegen.
.
Verloren wie der alte Mond,
der schon viel tausend Jahre stirbt,
ist dieser arme Tränenmensch,
der um die tote Rose wirbt.
.
Wie schnell vergeht ein Leben
in Gottes lichtem Dunkel.
Kaum ist heute gesagt,
ist morgen schon vergangen.
Und so vergehen die Jahre
mit Spielen, Träumen, Säumen.
Und so vergeht die Zeit,
in der die Blumen schweben.
.
Wann blühen wir wieder
vereint an Gottes lichtem Strauch?
Wann ruhe ich für immer
in deinem reinen Hauch?
.
Du lächelst,
um nicht zu weinen.
Du lächelst,
als würden lange noch
die guten Tage scheinen.
Deine Flügel glänzten
wie junge Blätter.
Dein Gesicht
war ein weißer Stern.
.
Seitdem du gestorben bist,
danke ich jedem vergehenden Tag.
Jeder vergangene Tag
bringt mich dir näher.
26.12.08
GEORG RUDOLF WECKHERLIN: KUSS
GEORG RUDOLF WECKHERLIN (1584-1653)
KUSS
Einig süßes mündelein
Röhter dan ein röselein
So Phaebus durch sein ansehen
Macht aufgehen:
Lefzen übertreffend weit
Den taw so die erden nötzet,
Und mit fruchtbarkeit ergötzet
In der süßen Frülings zeit.
Holdseeliges schätzelein,
Gib mir so vil schmätzelein,
Sovil du gibst meinem hertzen
Pein und schmertzen;
Sovil pfeil der fliegend Got
Wider mein hertz abgeschossen;
Sovil ich leid unverdrossen
Jamer, trübsal, angst und noht.
Sovil man wol körnlein sands
Am ufer des Mohren-lands,
Sovil graß in dem feld stehen
Man kan sehen;
Sovil tropfen in dem Möhr,
Sovil fisch alle flüß bringen,
Vögel durch den luft sich schwingen,
Und sovil der hörbst weinböhr.
Sovil schöne lieblichkeit,
Schmollende holdseeligkeit,
Sovil höflichkeit und lachen
Lieblich machen
Deinen thewren purpur-mund;
Wievil rosen deine wangen,
Wievil lilgen machen prangen
Deinen busen steif und rund.
So oft küß mich Nymfelein,
So oft schmätz mich Schimpfelein;
Laß uns mit einander schertzen,
Und uns hertzen,
Biß ich sag, mein frid, mein fraid,
Ich kan nicht mehr, laß mich gehen,
So solt du ein weil abstehen,
Das ich seufzend halb verschaid.
Darnach küß mich widerumb,
Das noch größer werd die sum,
Stüpf mich auch mit deiner zungen
Ungezwungen,
Die süßer dan honig ist:
Also laß uns kurtzweil führen,
Damit wir ja nicht verlieren
Der Jugent einige frist.
Laß uns nach Amors willkhur
Wandlen auf der Jugent spuhr,
Biß das alter krum gebogen
Kom gezogen,
Mit zittern, kält, forcht und grauß,
Welches mit sich auf dem rucken
Vil laids bringet uns zu drucken,
Biß es uns macht den gar-auß.
25.12.08
PAUL GERHARDT: ABENDLIED
PAUL GERHARDT (1607-1676)
ABENDLIED
Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt' und Felder,
Es schläft die ganze Welt;
Ihr aber, meine Sinnen,
Auf, auf, ihr sollt beginnen,
Was eurem Schöpfer wohlgefällt!
Wo bist, du, Sonne, blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
Die Nacht, des Tages Feind.
Fahr hin! Ein' andre Sonne,
Mein Jesus, meine Wonne,
Gar hell in meinem Herzen scheint.
Der Tag ist nun vergangen,
Die güldnen Sternlein prangen
Am blauen Himmelssaal;
So, so werd' ich auch stehen,
Wenn mich wird heißen gehen
Mein Gott aus diesem Jammertal.
Der Leib eilt nun zur Ruhe,
Legt ab das Kleid und Schuhe,
Das Bild der Sterblichkeit;
Die zieh' ich aus, dagegen
Wird Christus mir anlegen
Den Rock der Ehr' und Herrlichkeit.
Breit aus die Flügel beide,
O Jesu, meine Freude,
Und nimm dein Küchlein ein!
Will Satan mich verschlingen,
So lass die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein!
Auch euch, ihr mein Lieben,
Soll heute nicht betrüben
Kein Unfall nicht Gefahr.
Gott lass' euch ruhig schlafen,
Stell' euch die güldnen Waffen
Ums Bett und seiner Helden Schar.
23.12.08
FRIDA BETTINGEN: WENN SIE DICH NENNEN
FRIDA BETTINGEN (1865-1924)
WENN SIE DICH NENNEN
Dein Name!
Mein Geliebtes, Du! – Du fragst mich, wie das sei?
Wie ein Komet am Himmelsrande
flammt er auf.
Fern allem irdischen Gewühl,
auf Wolkenbahnen, die sich selbst nicht kennen
steht mein entzücktes Herz.
In seines Schicksals hirtenfrommen Glanz gehüllt.
Dann sammelt es heimatlich
langsam – langsam -
Goldbrand und Glitzerstaub
in seine Tiefen ein.
Süßester Friede ruht.
22.12.08
ANASTASIUS GRÜN: DIE BRÜCKE
ANASTASIUS GRÜN (1806-1876)
DIE BRÜCKE
Eine Brücke kenn' ich, Liebchen,
Drauf so wonnig sich's ergeht,
Drauf mit süßem Balsamhauche
Ew'ger Frühlingsodem weht.
Aus dem Herzen, zu dem Herzen
Führt der Brücke Wunderbahn,
Doch allein der Liebe offen,
Ihr alleinig untertan.
Liebe hat gebaut die Brücke,
Hat aus Rosen sie gebaut!
Seele wandert drauf zur Seele,
Wie der Bräutigam zur Braut.
Liebe wölbte ihren Bogen,
Schmückt' ihn lieblich wundervoll;
Liebe steht als Zöllner droben,
Küsse sind der Brückenzoll.
Süßes Mädchen, möchtest gerne
Meine Wunderbrücke schaun?
Nun, es sei, doch mußt du treulich
Helfen mir, sie aufzubaun.
Fort die Wölkchen von der Stirne!
Freundlich mir ins Aug' geschaut!
Deine Lippen leg' an meine:
Und die Brücke ist erbaut.
21.12.08
ROBERT HAMERLING: ICH WILL JA NICHTS!
ROBERT HAMERLING (1830-1889)
ICH WILL JA NICHTS!
O laß an deiner Seite mich, im Kreise deines Lichts!
Ich will ja fromm und ruhig sein – laß mich, ich will ja nichts!
An süß Gekose denk' ich nicht, an Druck der Hände nicht;
An einen Kuß – o nicht von fern! Laß mich, ich will ja nichts!
Laß ruh'n mein Haupt an deiner Brust; will ruh'n so zart, so rein,
Wie Schwanenfittig auf dem See – laß mich, ich will ja nichts!
Ich ford're ja nicht Liebe, nein! was drückst du mir so streng
Des Haßes Pfeil in's tiefste Herz? Laß mich, ich will ja nichts!
19.12.08
CLEMENS BRENTANO: LIEB UND LEID
CLEMENS BRENTANO (1778-1842)
LIEB UND LEID
Lieb und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben,
Alles will das Herz umfangen,
Nur Verlangen, nie erlangen,
In dem Spiegel all ihr Bilder,
Blicket milder, blicket wilder,
Kann doch Jugend nichts versäumen
Fort zu träumen, fort zu schäumen.
Frühling soll mit süßen Blicken
Mich entzücken und berücken,
Sommer mich mit Frucht, und Mirten,
Reich bewirten, froh umgürten.
Herbst du sollst mich Haushalt lehren,
Zu entbehren, zu begehren,
Und du Winter lehr mich sterben,
Mich verderben, Frühling erben,
Wasser fallen um zu springen,
Um zu klingen, um zu singen,
Schweig ich stille, wie und wo?
Trüb und froh, nur so, so!
18.12.08
FRIEDRICH WILHELM GOTTER: DIE LIEBE
FRIEDRICH WILHELM GOTTER (1746-1797)
DIE LIEBE
Ach, was ist die Liebe
Für ein süßes Ding!
Sorgenlos, wie Kinder,
Führt sie uns durchs Leben.
Unser ganzes Leben
Flieht mit ihr geschwinder,
Als uns ohne Liebe
Sonst ein Tag verging!
Ach, was ist die Liebe
Für ein süßes Ding!
Ach, was ist die Liebe
Für ein süßes Ding!
Muth gibt sie zur Arbeit,
Hilft sie uns verrichten.
Eine Blumenkette
Werden unsre Pflichten,
Und am Thron der Liebe
Hängt der Kette Ring.
Ach, was ist die Liebe
Für ein süßes Ding!
Ach, was ist die Liebe
Für ein süßes Ding!
Unsre Seele hebet
Sich auf ihrem Flügel,
Unsre Seele schwebet,
Neu von ihr belebet,
Ueber Thal und Hügel,
Gleich dem Schmetterling.
Ach, was ist die Liebe
Für ein süßes Ding!
30.11.08
SIDONIE GRÜNWALD-ZERKOWITZ: IM TRAUM
SIDONIE GRÜNWALD-ZERKOWITZ (1852-1907)
IM TRAUM
Als ich des Abends zur Ruh gegangen,
Besah ich des Liebsten Bildnis bewegt,
Und daß ich davon mich trennen nicht müßte,
Hab' unter das Kissen ich's heimlich gelegt.
Das Bild, das ist aber dort nicht geblieben;
Im Traum ist's mir näher und näher gerückt -
Gewandelt zu meinem leibhaftigen Liebchen,
Hat's Küsse mir überall hin... gedrückt.
Das Bild, das ich nachts unterm Kissen geborgen,
Das machte - ob auch der Liebste entfernt -
Daß ich die Küsse der Liebe alle -
Hab' alle... im Traume... gründlich erlernt...
29.11.08
MARIA JANITSCHEK: LIEBESZAUBER
MARIA JANITSCHEK (1859-1927)
LIEBESZAUBER
Welch schwüle Pracht!
Die Luft voll Funken,
als ob die Sterne vom Himmel gesunken!
Im Gras, dem feuchten,
ein heimlich Leuchten,
ein Blitzen im Walde ..
Auf der Halde
ein Knistern und Knattern,
Flüstern und Flattern,
ein Rauschen in der Luft
wie vergossener Duft …
Heute bleibt kein Arm leer …
Ave, ave Johannisnacht!
28.11.08
HERTHA KOENIG: GERANIUM
HERTHA KOENIG (1884-1976)
GERANIUM
In der Erde altes Glühen
Hab ich dir mein Herz getaucht.
Meine Liebe weiß um alles -
Um den leichten Tanz der Funken,
Um der Steine schweres Wachstum.
Kannst du mir vorübergehen,
Ohne deine Brust zu weiten?
Siehe, heilig ist mein Brennen,
Leuchtend von dem dunklen Anfang
Mit dem ersten Rot der Urnacht.
Freude bricht aus krustigem Boden,
Weil ich liebe.
24.11.08
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: GLÜCK UND TRAUM
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
GLÜCK UND TRAUM
Du hast uns oft im Traum gesehen
Zusammen zum Altare gehen,
Und dich als Frau und mich als Mann.
Oft nahm ich wachend deinem Munde,
In einer unbewachten Stunde,
Soviel man Küsse nehmen kann.
Das reinste Glück, das wir empfunden,
Die Wollust mancher reichen Stunden
Floh wie die Zeit mit dem Genuß.
Was hilft es mir, daß ich genieße?
Wie Träume flieh'n die wärmsten Küsse,
Und alle Freude wie ein Kuß.
16.11.08
HEINRICH MÜHLPFORT: WILLKOMMEN SCHÖNESTE
HEINRICH MÜHLPFORT (1639-1681)
[WILLKOMMEN SCHÖNESTE]
1.
Willkommen Schöneste / die meinen Geist erquickt /
Die meine Seele durch ihren Glanz entzückt /
Willkommen Schatz / mein ander Leben /
Der ich mich ganz und gar ergeben.
2.
Stern aller Freuden / schöneste Perlemuth /
Wenn deiner Augen blitzende Liebes Glut
Bestrahlet mein entbrandtes Herze
So acht ich nicht der Sonnen Kerze.
3.
Denn dein Gesicht weiset den Himmel mir /
Wie der beblümet wird von der Sternen Zier;
So streu’n auch deine Fackeln funcken /
Die in die Seele mir gesuncken.
4.
Was ich nur dencke / was ich nur red‘ und thu /
Das auserwählte Perlemuth das bist du /
Ich geh / ich steh / ich schlaf‘ / ich wache /
So bleibst du doch der Zweck der Sache.
5.
Holdreiche Göttin / die meinen Geist bezwingt /
Und die das Siegsfahn über mein Leben schwingt /
Mich dünckt daß alle Seeligkeiten /
Mit deinem Eintritt dich begleiten.
6.
Gast dessen gleichen mir nicht der Erden Kreiß
In allen Enden einst zu gewähren weiß /
Was nicht die ganze Welt kan schicken /
Mit dem kan Oelße mich beglücken.
7.
Wie aus des Himmels Zimmern die Morgenröth
Im höchsten Purpur gleich eine Fürstin geht /
So ist mit nicht geringerm Lichte
Umbgeben / Schatz / dein Angesichte.
8.
Du trägest Rosen / gleichwie dein Name heist
Und theuren Perlen gleichet dein edler Geist /
Ich lasse Geld und Güter fahren /
Du bleibst die beste von den Waaren.
9.
Daß mir dein Anblick schencket die höchste Lust /
Daß deine Worte gleichfals der Liebe kost /
Daß dein Kuß kan die Seele weiden /
Sind nur ein Vorbild grössrer Freuden.
10.
Ach Sonne renne / kürze der Tage Rest /
Biß daß erscheinet unser Vermählungs-Fest /
Daß wir den besten Zweck erzielen /
Und unsre Glut zusammen spielen /
11.
Der Augen Sterne / der Wangen Rosen-Glut /
Der Schnee des Halses / der Lippen Purpur-Blut /
Der Brüste rund-geschwollne Hügel
Verbleiben unsrer Liebe Sigel.
12.
So hat die Venus nicht den Adon erfrischt /
Wenn sie vergnüget haben im Wald getischt /
Als deine Gegenwart mich tröstet /
Und mir das Liebes-Manna röstet.
13.
Komm schönste Nimfe / Sonne der Unterwelt
Durch derer Blicke sich noch mein Geist erhellt:
Laß ferne deine Strahlen glänzen /
In meinem Hauß und Herzens-Gränzen.
15.11.08
ELSE LASKER-SCHÜLER: MEIN STILLES LIED
ELSE LASKER-SCHÜLER (1869-1945)
MEIN STILLES LIED
Mein Herz ist eine traurige Zeit,
Die tonlos tickt.
Meine Mutter hatte goldene Flügel,
Die keine Welt fanden.
Horcht, mich sucht meine Mutter,
Lichte sind ihre Finger und ihre Füße wandernde Träume.
Und süße Wetter mit blauen Wehen
Wärmen meine Schlummer
Immer in den Nächten,
Deren Tage meiner Mutter Krone tragen.
Und ich trinke aus dem Monde stillen Wein,
Wenn die Nacht einsam kommt.
Meine Lieder trugen des Sommers Bläue
Und kehrten düster heim.
– Ihr verhöhntet meine Lippe
Und redet mit ihr. –
Doch ich griff nach euren Händen,
Denn meine Liebe ist ein Kind und wollte spielen.
Und ich artete mich nach euch,
Weil ich mich nach dem Menschen sehnte.
Arm bin ich geworden
An eurer bettelnden Wohltat.
Und das Meer wird es wehklagen
Gott.
Ich bin der Hieroglyph,
Der unter der Schöpfung steht
Und mein Auge
Ist der Gipfel der Zeit;
Sein Leuchten küßt Gottes Saum.
13.11.08
JOHANN FRIEDRICH ROCHLITZ: KLAGLIED
JOHANN FRIEDRICH ROCHLITZ (1796-1842)
KLAGLIED
Meine Ruh' ist dahin,
Meine Freud' ist entflohn,
In dem Säuseln der Lüfte,
In dem Murmeln des Bachs
Hör' ich bebend nur Klageton.
Seinem schmeichelnden Wort,
Und dem Druck seiner Hand,
Seinem heißen Verlangen,
Seinem glühenden Kuß,
Weh' mir, daß ich nicht widerstand!
Wenn ich seh' ihn von fern,
Will ich ihn zu mir ziehn,
Kaum entdeckt mich sein Auge,
Kaum tritt näher er mir,
Möcht' ich gerne ins Grab entfliehn.
9.11.08
HEINZ CZECHOWSKI: VOM DACHGARTEN DER YENIDZE
HEINZ CZECHOWSKI (1935)
VOM DACHGARTEN DER YENIDZE
Die Stadt ein zerklüfteter Cañon, in dem sich
Alle Erinnerungen, die ich noch habe,
Verlaufen. Die Hügel der Lößnitz:
Hemingways weiße Elefanten,
Und irgendwo, wo eine Liebe begann
Oder endete, trägt uns noch heute
Etwas hinüber ins imaginäre
Reich der Gerechtigkeit.
Ich bin angekommen und liege noch immer
Im Streit mit der Dummheit, dieser mächtigen
Kraft, die den Abend verdunkelt. Mir gegenüber
Die edlen Maße eines Palais,
Die Gefahr der Schönheit markierend,
Die sprachlos bleibt und tatsächlich
Nichts anderes ist als des Schrecklichen Anfang.
Die schwarzen Engel, ihre Schwingen entfaltend,
Beherrschen mit ihren Schwertern aus Feuer
Noch immer das Tal, das sich anschickt,
Ein neues Jahrtausend in sich zu bergen, als sei es
Nun Zeit auch für mich,
Den Ort der Endgültigkeit aufzusuchen:
Wut, Trauer und das Gefühl, niemals
Irgendwo angekommen zu sein, obwohl
Die Flugpreise sinken und
Der Dunst des Benzins
Die Stirne vernebelt.
Und du, in deinem Hochhaus verschanzt,
Tausendjährige Nymphe,
Während ich, gezeichnet vom Fieber,
In meine Remise zurückfahr.
8.11.08
SELMA MEERBAUM-EISINGER: SCHLAFLIED FÜR DIE SEHNSUCHT
SELMA MEERBAUM-EISINGER (1924-1942)
SCHLAFLIED FÜR DIE SEHNSUCHT
O lege, Geliebter,
den Kopf in die Hände
und höre, ich sing' dir ein Lied.
Ich sing' dir von Weh und von Tod und vom Ende,
ich sing' dir vom Glücke, das schied.
Komm, schließe die Augen,
ich will dich dann wiegen,
wir träumen dann beide vom Glück.
Wir träumen dann beide die goldensten Lügen,
wir träumen uns weit, weit zurück.
Und sieh nur, Geliebter,
im Traume da kehren
wieder die Tage voll Licht.
Vergessen die Stunden, die wehen und leeren
von Trauer und Leid und Verzicht.
Doch dann - das Erwachen,
Geliebter, ist Grauen -
ach, alles ist leerer als je -
Oh, könnten die Träume mein Glück wieder bauen,
verjagen mein wild-heißes Weh!
6.11.08
HERMANN VON GILM: DER TALISMAN
HERMANN VON GILM (1812-1864)
DER TALISMAN
Schenk etwas mir, ich fleh' dich an,
Ein Löcklein allenfalls,
Damit ich mit dem Talisman
Behänge meinen Hals;
Damit ein treuer Wächter sei
Vor meiner offnen Brust
Und ferne halte allerlei
Verbot'ne Lust.
Von hier und dort, von fern und nah
Will vieles Volk hinein
Und doch gehört, du weißt es ja,
Mein Herz nur dir allein.
2.11.08
MARTIN KESSEL: KONZENTRATION
MARTIN KESSEL (1901-1990)
KONZENTRATION
Es ist nicht klug, auch dies noch zu entzwein,
die Träume und das Ich und die Gefühle,
es ist schon etwas, ganz im Bild zu sein,
und wär's ein Don Quijote vor einer Mühle.
So wie du bist, als der, der in dir haust
mit Grenzen und mit Quellen und mit Schwächen,
ob auch im Weltgang vom Geschick zerzaust,
so bleibe, statt dein Letztes aufzubrechen.
Der Punkt, der dich begabt, trägt auch den Keim,
hier schiesst in eins der Kreis und die Tangente.
Was je geschah, ob draussen, ob daheim,
nur die Gestalt zwingt auch die Elemente.
30.10.08
ROSE AUSLÄNDER: DAS LEBEN ENTFLIEHT
ROSE AUSLÄNDER (1901-1988)
DAS LEBEN ENTFLIEHT
Das Leben entflieht - und ich liebe dich!
Und du weißt es nicht und bist fremd und fern -
O beleidige mich, o betrübe mich,
o erniedrige mich, doch liebe mich
nicht länger wie einen unnahbaren Stern!
Du kamst und du gingst - ich entbehre dich
wie der Säugling die Brust - mein Weh ist wild!
O begehre mich, o zerstöre mich,
ich beschwöre dich, doch verehre mich,
Geliebter, nicht wie ein entkörpertes Bild!
Das Leben entflieht - und du kommst nicht mehr!
Nie hör ich dich wieder - dein Schritt war mein Lied!
Ach, du kommst nicht mehr - mein Zimmer ist leer,
die Tage tropfen ins Tränenmeer,
und ich liebe dich - und das Leben entflieht...
22.10.08
HEINZ KAHLAU: BILANZ
HEINZ KAHLAU (1931)
BILANZ
Ich wurde schon früh
um die erste Liebe betrogen.
Mich zwang eine Hure ins Bett,
als noch nichts von dem Mann an mir war.
Sie hat mir das Hemd
mit den Schenkeln vom Leibe gezogen.
Ich hatte am Bauch und am Kinn
noch kein einziges Haar.
Ich war kaum der Schule entlaufen
und hatte bisher von der Liebe
gedacht, daß sie schön wie Musik
und so warm wie der Sonnenschein sei.
Sie ließ meine Unschuld
im Fett ihrer Brüste ersaufen
und riß im Gestöhn ihrer Brunst
meine kindliche Seele entzwei.
Ich hab in den Jahren danach
nicht ein einziges Mal mehr gelitten.
Für mich war das Weib nur aus Fleisch
und aus Geilheit gemacht.
Ich nahm, was ich brauchte,
und pfiff auf Moral und auf Sitten
und hab über jedes Gesäusel
von Liebe und Sehnsucht gelacht.
Mich kotzte der Rummel bald an,
denn ich kannte das ganze Vergnügen
und habe schon vorher gewußt,
was sich nachher ergibt.
Ich fühlte so viel wie ein Ast
und mußte mich selber betrügen
und habe nicht einmal
in all diesen Jahren geliebt.
Dann habe ich dich -
und habe mich selber gefunden
und wollte nicht glauben,
daß mich schon dein Lächeln erschreckt.
Ich habe gegrinst und gespottet,
ich hab mich gewehrt und gewunden
und hab meine Liebe so ängstlich
wie ein Gebrechen versteckt.
Du warst eine Frau -
du wolltest nicht nur dein Vergnügen.
Du hast mir gegeben,
was man nur einmal vergibt.
Ich war wie ein Kind
und mußte mich nicht mehr belügen
und wurde zum ersten Male
in all diesen Jahren geliebt.
21.10.08
HERMIONE VON PREUSCHEN: IN DEINEN PRANKEN
HERMIONE VON PREUSCHEN (1854-1918)
IN DEINEN PRANKEN
Das sind die ergreifendsten Lebensnächte,
in denen die Fülle menschlicher Mächte,
göttliche Schauer und irdische Wonnen
in einem Brand ineinandersonnen.
In deinen Pranken die bebenden Glieder
stammeln zum Himmel uralte Lieder
von Zeugen und Sterben,
in Wonnen verderben!
19.10.08
SIMON DACH: LOB DER LIEBE
SIMON DACH (1605-1659)
LOB DER LIEBE
1.
O liebe / herzen-binder /
Du herr der freundlichkeit
Und aller guten zeit /
Du zwietracht überwinder /
Du grosser wohlfahrt heger /
Wie daß die ganze welt
Dir hin zu fusse fällt /
Und folget deinem läger?
2.
Wie weist du einzusperren
Des scepters ganze macht!
Dir dient der cronen-pracht /
Der knecht auch samt dem herren.
Das alter wird gerissen
Zwar an dein strenges joch /
Die jugend pflegst du doch
Am meisten einzuschliessen.
3.
Du wagst dich in die wangen
Der frauen-bilder hin /
Und führst den starcken sinn
Der männer so gefangen.
Was keine macht kan brechen /
Kein stahl / kein fallend bley /
Was keine tyranney /
Weist endlich du zu schwächen.
4.
Du hast die welt gelehret
Das / was sie gutes hat /
Daher auch dorff und stadt
Dir billich zugehöret:
Daß wir die felder bauen /
Nach ehr und gütern stehn /
Tieff in das erdreich gehn /
Uns wind und wellen trauen.
5.
Wodurch wir zugenommen /
In aller pracht und zier
Muß eigentlich von dir /
Du weltbereicher / kommen.
Du endest angst und leiden;
Greiffst du / o amor! an /
Und hilffst / so träget man
Des creutzes last mit freuden.
6.
Durch dich muß alles werden /
Was vieh und menschen noth /
Ohn dich komt weder brodt
Noch weinwachs aus der erden:
Wie schön die vögel singen /
Wie frölich durch das meer /
Der fische schaar / das heer
Der thier im walde springen;
7.
Wie lustig sich mit tänzen
Das volck der sternen macht /
Wie helle bey der nacht
Sie um den mond her glänzen;
Wie schnell der sonnen-räder /
Wie lieblich lufft und wind /
Wie angenehm uns sind
Die brunnen / flüsse / bäder.
8.
Doch wäre nichts zu spüren
Von allem / was man kennt /
Wenn du das regiment
Nicht / liebe / soltest führen.
Glückseelig ist die stunde /
Kriegt anders zeit hie stat
Da gott gezeugt dich hat /
Aus seines herzen grunde.
9.
Man hat von keinen plagen
Da irgend wo gewust /
Und nur von lauter lust
Und freude können sagen;
Da war kein haß vorhanden /
Kein argwohn und kein streit /
Fried und gerechtigkeit
Sind um dich her gestanden.
10.
Man sieht noch itzund leben
Und grosses wohlergehn
An allen orthen stehn /
Wo du dich hinbegeben /
So komm nun dein begnügen
Umschließ auch dieses paar
In eintracht immerdar /
Die ehlich itzt sich fügen.
11.
Du bist es / den wir singen /
Du und das wahren guth /
Der uns das liebste thut /
Gott selbst für allen dingen:
Wir werden angetrieben
Zu sagen: er allein
Muß selbst die liebe seyn /
Die er so rein kan üben.
12.
O seelig / seelig wären
Wir menschen allerseit!
Die wir durch haß und streit
Erbärmlich uns verzehren /
Wenn doch auch uns die liebe /
Die alles hie und da /
Und selbst den himmel / ja
Am meisten gott treibt / triebe.
18.10.08
JOHANN GAUDENZ VON SALIS-SEEWIS: FRÜHLINGSLIED
JOHANN GAUDENZ VON SALIS-SEEWIS (1762-1834)
FRÜHLINGSLIED
Unsre Wiesen grünen wieder,
Blumen duften überall;
Fröhlich tönen Finkenlieder,
Zärtlich schlägt die Nachtigall.
Alle Wipfel dämmern grüner,
Liebe girrt und lockt darin;
Jeder Schäfer wird nun kühner,
Sanfter jede Schäferin.
Blüten, die die Knosp' entwickeln,
Hüllt der Lenz in zartes Laub;
Färbt den Sammet der Aurikeln,
Pudert sie mit Silberstaub.
Sieh! das holde Maienreischen
Dringt aus breitem Blatt hervor,
Beut sich zum bescheidnen Sträußchen
An der Unschuld Busenflor.
Auf den zarten Stengeln wanken
Tulpenkelche, rot und gelb,
Und das Geißblatt flicht aus Ranken
Liebenden ein Laubgewölb'.
Alle Lüfte säuseln lauer
Mit der Liebe Hauch uns an;
Frühlingslust und Wonneschauer
Fühlet, was noch fühlen kann.
16.10.08
GERTRUD KOLMAR: DIE STADT
GERTRUD KOLMAR (1894-1943)
DIE STADT
Sie gingen
Durch den nebelleicht kühlen Wintermorgen, Liebende,
Hand in Hand.
Erde bröckelte hart, gefrorene Pfütze sprang gläsern unter den Sohlen.
Drunten am Uferwege
Saß einer in brauner Sammetjoppe vor seiner Staffelei
Und malte die blattlos hängende Weide.
Kinder pirschten neugierig näher,
Und die Großen hielten fur Augenblicke mit ihrem Gange ein, tadelten, lobten.
An dem algengrünen, glitschigen Stege
Schwamm ein lecker, verrotteter Kahn.
Drei Schwäne über den Wellen
Bogen die stengelschlanken Hälse, schweigend, entfalteten sich, blühten.
Die Frau brach Brot und warf es weit in die Flut.
Unter starrenden Eichen,
Die Äste, schwarz, verrenkt, wie gemarterte Glieder streckten,
Schritten sie an den fröstelnden Rasen, efeuumwucherten
Pfeilern verschlossener Gärten dahin.
Als sie die lange steinerne Brücke betraten,
Riß Sonne den Nebel von sich wie ein Gewand,
Und die Stadt stieg auf, schräg hinter dem breiten Becken des Flusses.
Ineinander, übereinander schoben sich Dächer, schwarzgrau
glänzend wie Dohlengefieder, einzelne, höhere patinagrün; goldene
Turmhauben blitzten.
Möwen umkreischten, hungrig flatternde Bettler, das Brückengeländer.
Sie waren, hinüber
Und schauten vor mürrisch alltäglichem Hause den Knaben
zu, die ihrem gelben Hund die wunde, blutende Pfote verbanden.
Frauen mit Marktnetzen, Henkelkörben blickten vorüber-
eilend die müßigen Fremden knapp und mißtrauisch an,
Verschwanden hinter den Türen düsterer kleiner murkliger Läden.
Lauter und stärker, wohlhäbiger, fülliger wurden die Straßen.
Stattliche Gasthöfe luden mit kräftigen Lettern ein;
Rötliche Backsteinmauern standen machtvoll-gewichtig da
gleich Ratsherren alter Zeit mit Puffenwams und
Barett und prunkender Schaube.
Bahnen lärmten fröhlich, bimmelten flink, wie ein Gassen-
junge am Parktor, entwischten.
Männer in dicken, warmen Mänteln beredeten rauchend
und lebhaft schreitend Handel und Wandel,
Und bald fing die Garküche an, ihren Stand mit nahrhaften
Bratgerüchen zu rühmen.
Laden reihte an Laden sich,
Bot zartes, saftiges Fleisch und Wildbret, Fische, geräucherten Aal und
Sprotten,
Bot knusprig braunes längliches Brot, süß, mit Korinthen
gefüllt, und herbes, das mehlüberstäubt oder mit Salz
und Kümmel bestreut war.
Zwischen zwei Kupferbechern duckte ein winziges chine-
sisches Teehaus von kirschrot gelacktem Holze sein
geschweiftes vergoldetes Dach.
Doch das Gewölk, da um teures Geld Tränke und Salben
und Pulver gemengt und verabreicht werden,
Wies durchs Fenster den Greis, wie lebend, gebückt im Sessel,
In wollener Kutte, mit schlohweiß wallendem Bart;
Er schloß die Lider.
Hinter ihm grinste ein langes scheußliches Beingeripp mit
Totenschädels höhnischen Augenhöhlen und Zähnen,
Die glitzernde Sense in einer Hand und mit der andern des
Sinkenden Schulter krallend.
Eine Uhr zeigte Mitternacht.
Da erschrak die Frau und griff nach dem Manne -
Er nickte und lächelte aber;
Denn er sah nichts als ihr finsteres Haar und ihr blasses
dunkeläugiges Antlitz.
12.10.08
GEORG TRAKL: ROMANZE ZUR NACHT
GEORG TRAKL (1887-1914)
ROMANZE ZUR NACHT
Einsamer unterm Sternenzelt
Geht durch die stille Mitternacht.
Der Knab aus Träumen wirr erwacht,
Sein Antlitz grau im Mond verfällt.
Die Närrin weint mit offnem Haar
Am Fenster, das vergittert starrt.
Im Teich vorbei auf süßer Fahrt
Ziehn Liebende sehr wunderbar.
Der Mörder lächelt bleich im Wein,
Die Kranken Todesgrausen packt.
Die Nonne betet wund und nackt
Vor des Heilands Kreuzespein.
Die Mutter leis’ im Schlafe singt.
Sehr friedlich schaut zur Nacht das Kind
Mit Augen, die ganz wahrhaft sind.
Im Hurenhaus Gelächter klingt.
Beim Talglicht drunt’ im Kellerloch
Der Tote malt mit weißer Hand
Ein grinsend Schweigen an die Wand.
Der Schläfer flüstert immer noch.
7.10.08
LISA ELSÄSSER: das cello
LISA ELSÄSSER (1951)
das cello
und der bogen wieder weg
eingefuttert und veräussert
dieser bogen mit dem cello
schlug in dir die eine saite an
er trug dich nicht der ton
trieb dich weg von deinem spiel
in die dissonanz vergrämter götter
versetzte dich in diesen andern
bauch in saitenlose spannung
cellobogenanomalie
dir blieb das kolophonium
als balsam deiner lippen und
über die saiten deines kindes
strich eine andere hand leicht
wie eine zärtlich aufgewachsene
häre klänge zeugt und du
standest da am metrum
in seinem takt öffnetest und
schlossest du den mund
so viel stand dir zu
deinen bassschlüssel zu entziffern
als bogenzeichen hin zum punkt
4.10.08
JOHANNA AMBROSIUS: DU
JOHANNA AMBROSIUS (1854-1939)
DU
Ach säh'st du mich nur einmal an
Mit deinen Zaubersternen,
Wie wollt ich freud'gen Mutes dann
Das Leben tragen lernen.
Für einen Kuß von deinem Mund
Könnt' ich das Meer bewegen,
Die schönsten Perlen aus dem Grund
Zu deinen Füßen legen.
Und könnt' mit meinen Liedern all'
Ich deine Lieb' erringen,
Ich würde wie die Nachtigall
Mich gleich zu Tode singen.
2.10.08
EDUARD MÖRIKE: AN LUISE
EDUARTD MÖRIKE (1804-1875)
AN LUISE
Ists möglich, ferne von der Süßen
So fort zu leben, so verbannt?
Nur über Berg und Tal zu grüßen,
Und nicht ein Blick, nicht eine Hand?
Da ist es wahrlich oft ein Jammer
So manchen lieben, langen Tag,
Bis mir bei Nacht auf meiner Kammer
Einmal ihr Geist erscheinen mag.
Sie setzt sich lächelnd zu mir nieder,
Es brennt ein ruhig Licht dabei,
Sie sagt mir alte gute Worte wieder
Und sagt mir, daß sie meine sei.
1.10.08
RAINER MARIA RILKE: NARZISS
RAINER MARIA RILKE (1875-1926)
NARZISS
Dies also. Dies geht von mir aus und löst
sich in der Luft und im Gefühl der Haine,
entweicht mir leicht und wird nicht mehr das Meine
und glänzt, weil es auf keine Feindschaft stößt.
Dies hebt sich unaufhörlich von mir fort,
ich will nicht weg, ich warte, ich verweile;
doch alle meine Grenzen haben Eile,
stürzen hinaus und sind schon dort.
Und selbst im Schlaf. Nichts bindet uns genug.
Nachgiebig Mitte in mir, Kern voll Schwäche,
der nicht sein Fruchtfleisch anhält. Flucht, o Flug
von allen Stellen meiner Oberfläche.
Was sich dort bildet und mir sicher gleicht
und aufwärts zittert in verweinten Zeichen,
das mochte so in einer Frau vielleicht
innnen entstehn; es war nicht zu erreichen,
wie ich danach auch drängend in sie rang.
Jetzt liegt es offen in dem teilnahmslosen
zerstreuten Wasser, und ich darf es lang
anstaunen unter meinem Kranz von Rosen.
Dort ist es nicht geliebt. Dort unten drin
ist nichts, als Gleichmut überstürzter Steine,
und ich kann sehen, wie ich traurig bin.
War dies mein Bild in ihrem Augenscheine?
Hob es sich so in ihrem Traum herbei
in süßer Frucht? Fast fühl ich schon die ihre.
Denn, wie ich mich in meinem Blick verliere:
ich könnte denken, dass ich tödlich sei.
29.9.08
FRIEDRICH VON SCHILLER: LAURA AM KLAVIER
FRIEDRICH VON SCHILLER (1759-1805)
LAURA AM KLAVIER
Wenn dein Finger durch die Saiten meistert -
Laura, itzt zur Statue entgeistert,
Itzt entkörpert steh' ich da.
Du gebietest über Tod und Leben,
Mächtig, wie von tausend Nervgeweben
Seelen fordert Philadelphia.
Ehrerbietig leiser rauschen
Dann die Lüfte, dir zu lauschen;
Hingeschmiedet zum Gesang
Stehn im ew'gen Wirbelgang,
Einzuziehn die Wonnefülle,
Lauschende Naturen stille.
Zauberin! mit Tönen, wie
Mich mit Blicken, zwingst du sie.
Seelenvolle Harmonien wimmeln,
Ein wollüstig Ungestüm,
Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln
Neugeborne Seraphim;
Wie, des Chaos Riesenarm entronnen,
Aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen
Funkelnd fuhren aus der Nacht,
Strömt der Töne Zaubermacht.
Lieblich itzt, wie über glatten Kieseln
Silberhelle Fluten rieseln,
Majestätisch prächtig nun
Wie des Donners Orgelton,
Stürmend von hinnen izt, wie sich von Felsen
Rauschende schäumende Gießbäche wälzen,
Holdes Gesäusel bald,
Schmeichlerisch linde,
Wie durch den Espenwald
Buhlende Winde –
Schwerer nun und melancholisch düster,
Wie durch toter Wüsten Schauernachtgeflüster,
Wo verlornes Heulen schweift,
Tränenwellen der Cocytus schleift.
Mädchen, sprich! Ich frage, gib mir Kunde:
Stehst mit höhern Geistern du im Bunde?
Ist's die Sprache, lüg mir nicht,
Die man in Elysen spricht?
28.9.08
MARIE EUGENIE DELLE GRAZIE: MEINE LIEBE
MARIE EUGENIE DELLE GRAZIE (1864-1931)
MEINE LIEBE
Gold'ner als die Sonne glüht,
Reiner als der Mondenschein,
Schöner als die Rose blüht,
Wohnt die Lieb' im Herzen mein.
Wenn der Lenz von dannen zieht,
Nimmt er jede Blüth' vom Baum;
Meine Liebe geht nicht mit,
Bleibt ein ew'ger Frühlingstraum.
Und wenn Rosen nicht mehr glüh'n,
Nicht mehr lacht der Mondenschein,
Blumen, die da nicht verblüh'n,
Zaubert sie in's Herz hinein.
27.9.08
GÜNTER GRASS: KÖNIG LEAR
GÜNTER GRASS (1927)
KÖNIG LEAR
In der Halle,
in jeder Hotelhalle,
in einem eingesessenen Sessel,
Klub-, Leder-, doch niemals Korbsessel,
zwischen verfrühten Kongreßteilnehmern
und leeren Sesseln, die Anteil haben,
selten, dann mit Distanz gegrüßt,
sitzt er, die von Kellnern umsegelte Insel,
und vergißt nichts.
Diese Trauer findet an sich Geschmack
und lacht mit zwölf Muskeln einerseits.
Viel hört er nicht aber alles
und widerlegt den Teppich.
Die Stukkatur denkt er weg
und stemmt seine Brauen gegen.
Bis sich ihr Blattgold löst,
sprechen Barockengel vor.
Die Kirche schickt Spitzel;
ihm fehlen Komparsen.
Vergeblich ahmen zu viele Spiegel ihn nach.
Seine Töchter sind Anekdoten.
Im Hotel Sacher wird nach Herrn Kortner verlangt.
Herr Kortner läßt sagen, er sei auf der Probe.
In der Halle, in seinem Sessel, stellt jemand sich tot
und trifft sich mit Kent auf der Heide.
26.9.08
OTTO JULIUS BIERBAUM: NACHTGANG
OTTO JULIUS BIERBAUM (1865-1910)
NACHTGANG
Wir gingen durch die dunkle, milde Nacht,
Dein Arm in meinem,
Dein Auge in meinem;
Der Mond goß silbernes Licht
Ueber dein Angesicht;
Wie auf Goldgrund ruhte dein schönes Haupt,
Und du erschienst mir wie eine Heilige: mild,
Mild und groß und seelenübervoll,
Gütig und rein wie die liebe Sonne.
Und in die Augen
Schwoll mir ein warmer Drang,
Wie Thränenahnung.
Fester faßt ich dich
Und küßte -
Küßte dich ganz leise, - meine Seele
Weinte.
25.9.08
FRIEDRICH HEBBEL: ICH UND DU
FRIEDRICH HEBBEL (1813-1863)
ICH UND DU
Wir träumten von einander
Und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.
Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.
24.9.08
OTTO LUDWIG: ALTERNATIVE
OTTO LUDWIG (1813-1865)
ALTERNATIVE
Gestern ruht ich an der Quelle,
Lauschte ihrem Murmellauf,
Sieh, da stieg aus klarer Welle
Leis ein reizend Weib herauf.
Mit den Lippen wie Korallen,
Mit der Augen tiefem Blau,
Kaum bedeckt von Schleiers Wallen
Nahte mir die holde Frau.
Und sie sprach: Sei mir ergeben -
Nein, du willst, du kannst nicht fliehn -,
Wie das Bächlein soll dein Leben
Froh durch goldne Auen ziehn.
Komm mit mir zu süßen Scherzen
In des Flusses klaren Grund;
Wecktest in der Brust die Schmerzen,
Mach mich, Jüngling, nun gesund.
Und den zarten, liebewarmen
Spitzte sie, den roten Mund -
Doch ich ließ sie ohn Erbarmen,
Ließ sie krank und liebeswund!
Nimm mich schnell in deine Arme,
Sichre dein beneidet Gut,
Mädchen, oder ich erbarme
Mich der Schönen in der Flut!
Bei dem Lächeln leis und flüchtig
Deines Schelmenangesichts!
Bist du gar nicht eifersüchtig?
Kind, ich stehe dir für nichts!
23.9.08
WALTER HELMUT FRITZ: [WEIL DU DIE TAGE]
22.9.08
THEODOR STORM: ICH BIN MIR MEINER SEELE
21.9.08
FRANZ GRILLPARZER: ALS SIE, ZUHÖREND, AM KLAVIER SASZ
FRANZ GRILLPARZER (1791-1872)
ALS SIE, ZUHÖREND, AM KLAVIER SASS
Still saß sie da, die Lieblichste von allen,
Aufhorchend, ohne Tadel, ohne Lob;
Das dunkle Tuch war von der Brust gefallen,
Die, nur vom Kleid bedeckt, sich atmend hob;
Das Haupt gesenkt, den Leib nach vorn gebogen,
Wie von den flichnden Tönen nachgezogen.
Nenn ich sie schön? Ist Schönheit doch ein Bild,
Das selbst sich malt und nur sich selbst bedeutet,
Doch Höheres aus diesen Zügen quillt,
Die wie die Züge einer Schrift verbreitet,
An sich oft bildlos, unscheinbare Zeichen,
Doch himmlisch durch den Sinn, den sie erreichen.
So saß sie da, das Regen nur der Wangen
Mit ihren zarten Muskeln rund und weich,
Der Wimpern Zucken, die das Aug umhangen,
Der Lippen Spiel, die Purpurlädchen gleich,
Den Schatz von Perlen hüllen jetzt, nun zeigen,
Verriet Gefühl, von dem die Worte schweigen.
Und wie die Töne brausend sich verwirren,
In stetem Kampfe stets nur halb versöhnt,
Jetzt klagen, wie verflogne Tauben girren,
Jetzt stürmen, wie der Gang der Wetter dröhnt,
Sah ich ihr Lust und Qual im Antlitz kriegen
Und jeder Ton ward Bild in ihren Zügen.
Mitleidend wollt ich schon zum Künstler rufen:
"Halt ein! Warum zermalmst du ihre Brust?"
Da war erreicht die schneidendste der Stufen,
Der Ton des Schmerzes ward zum Ton der Lust
Und wie Neptun, vor dem die Stürme flogen,
Hob sich der Dreiklang ebnend aus den Wogen;
Und wie die Sonne steigt, die Strahlen dringen
Durch der zersprengten Wetter dunkle Nacht,
So ging ihr Aug, an dem noch Tropfen hingen,
Hellglänzend auf in sonnengleicher Pracht;
Ein leises Ach aus ihrem süßen Munde,
Sah, wie nach Mitgefühl, sie in die Runde.
Da trieb's mich auf; nun soll sie's hören!
Was mich schon längst bewegt, nun werd ihr's kund!
Doch blickt sie her; den Künstler nicht zu stören
Befiehlt ihr Finger schwicht'gend an dem Mund,
Und wieder seh ich horchend sie sich neigen
Und wieder muß ich sitzen, wieder schweigen.
20.9.08
NELLY SACHS: DEIN NAME IST DIR VERLORENGEGANGEN
19.9.08
INGEBORG BACHMANN: IM ZWIELICHT
INGEBORG BACHMANN (1926-1973)
IM ZWIELICHT
Wieder legen wir beide die Hände ins Feuer,
du für den Wein der lange gelagerten Nacht,
ich für den Morgenquell, der die Kelter nicht kennt.
Es harrt der Blasbalg des Meisters, dem wir vertrauen.
Wie die Sorge ihn wärmt, tritt der Bläser hinzu.
Er geht, eh es tagt, er kommt, eh du rufst, er ist alt
wie das Zwielicht auf unsren schütteren Brauen.
Wieder kocht er das Blei im Kessel der Tränen,
dir für ein Glas - es gilt, das Versäumte zu feiern -
mir für den Scherben voll Rauch - der wird überm Feuer geleert.
So stoß ich zu dir und bringe die Schatten zum Klingen.
Erkannt ist, wer jetzt zögert,
erkannt, wer den Spruch vergaß.
Du kannst und willst ihn nicht wissen,
du trinkst vom Rand, wo es kühl ist
und wie vorzeiten, du trinkst und bleibst nüchtern,
dir wachsen noch Brauen, dir sieht man noch zu !
Ich aber bin schon des Augenblicks
gewärtig in Liebe, mir fällt der Scherben
ins Feuer, mir wird er zum Blei,
das er war. Und hinter der Kugel
steh ich, einäugig, zielsicher, schmal,
und schick sie dem Morgen entgegen.
18.9.08
ELSE GALEN-GUBE: NUN SIEH DEIN WERK
ELSE GALEN-GUBE (1869-1922)
NUN SIEH DEIN WERK
Du botst mir deinen Mund zum Kusse dar
und ich sprach "Nein", zum Trotz den wilden Gluten,
die, seit der Stunde, wo ich dich gesehn,
mein ganzes Sein wie Lavastrom durchfluten.
Die mich verzehren, mir die Seele fast
versengen wie mit Fegefeuerbränden;
ich weiß es ja, die tolle Leidenschaft,
die Sinnenglut für dich wird niemals enden.
Du selber in vermeßnem, eitlem Spiel
hast, als wir einst das erste Mal zusammen,
den Funken, bis er brannte, aufgeschürt!
Nun sieh dein Werk - - ich steh in hellen Flammen!
16.9.08
DETLEV VON LILIENCRON: MIT AUSGEBREITETEN ARMEN
DETLEV VON LILIENCRON (1844-1909)
MIT AUSGEBREITETEN ARMEN
Weltvereinsamt und verlassen,
Liebes Mädchen, sitz ich hier.
Alle Menschen muß ich hassen,
Kann mich selber nicht mehr fassen
Komm, o komm zu mir!
Blütenpracht und grüne Zweige
Und die ganze Frühlingszier
Sind mir holde Fingerzeige,
Daß ich sanft zu dir mich neige:
Komm, o komm zu mir!
Tausend zärtliche Gedanken,
Keusche Minne, Liebesgier,
Die sich ewig in mir zanken -
Hab Erbarmen mit dem Kranken:
Komm, o komm zu mir!
14.9.08
PAUL BOLDT: DER TURMSTEIGER
PAUL BOLDT (1885-1921)
DER TURMSTEIGER
Er fühlte plötzlich, daß es nach ihm griff,
— Die Erde war es und der Himmel oben,
An dem die Dohlen hingen und die Winde hoben —
Und fühlte, wie es ihn nun auch umpfiff.
Ihn schauderte. Er sah das Meer, er sah ein Schiff,
Das gelbe Wellen schaukelten und schoben
Und sah die Wellen, Wellen — Wellen woben
An seinem unvollendeten Begriff.
Ein Wasserspeier sprang ihn an und bellte.
Er zitterte und faßte die Fiale,
Die knarrend brach; — versteinert aber schnellte
Ein Teufel Witze auf die Kathedrale; —
Er hörte hin — ein höllisches Finale:
Er stürzte, fiel! Sein Schrei trieb hoch und gellte.
13.9.08
CLARA MÜLLER-JAHNKE: FÜR HEUT
CLARA MÜLLER-JAHNKE (1860-1905)
FÜR HEUT
Ich will dir keine Freude rauben
und binde dich mit keiner Pflicht;
ich baue nicht auf Treu und Glauben,
ein festes Wort begehr ich nicht!
Für all die Liebe laß mich danken,
die du mir reich und glühend gibst, -
und mag dein Herz schon morgen wanken:
Ich weiß, daß du mich heute liebst!
Noch schäumt der Wein im Goldpokale,
noch duftet frisch der Blütenstrauß,
die Jugend gießt die volle Schale
des Glücks ob unsern Häupten aus; -
mit allen seinen Glutgedanken
zu eigen nimm mein tiefstes Sein . . .
und mag der Erdball morgen wanken:
Für heut, Geliebter, bist du mein!