3.1.18

ERNST STADLER: KLEINE STADT




ERNST STADLER


KLEINE STADT

Die vielen kleinen Gassen, die die langgestreckte
  Hauptstraße überqueren
Laufen alle ins Grüne. Überall fängt Land an.
Überall strömt Himmel ein und Geruch von Bäumen
  und der starke Duft der Äcker.
Überall erlischt die Stadt in einer feuchten Herrlichkeit
  von Wiesen,
Und durch den grauen Ausschnitt niedrer Dächer schwankt
Gebirge, über das die Reben klettern, die mit hellen Stützen
  in die Sonne leuchten.
Darüber aber schließt sich Kiefernwald: der stößt
Wie eine breite dunkle Mauer an die rote Fröhlichkeit
  der Sandsteinkirche.

Am Abend, wenn die Fabriken schließen, ist die große Straße
  mit Menschen gefüllt.
Sie gehen langsam oder bleiben mitten auf der Gasse stehn.
Sie sind geschwärzt von Arbeit und Maschinenruß. Aber
  ihre Augen tragen
Noch Schofle, zähe Kraft des Bodens und das feierliche
  Licht der Felder.

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