HUGO VON HOFMANNSTHAL
ERLEBNIS
Mit silbergrauem
Dufte war das Tal
Der Dämmerung
erfüllt, wie wenn der Mond
Durch Wolken
sickert. Doch es war nicht Nacht.
Mit silbergrauem
Duft des dunklen Tales
Verschwammen
meine dämmernden Gedanken,
Und still
versank ich in dem webenden,
Durchsichtgen
Meere und verließ das Leben.
Wie wunderbare
Blumen waren da
Mit Kelchen
dunkelglühend! Pflanzendickicht,
Durch das ein
gelbrot Licht wie von Topasen
In warmen
Strömen drang und glomm. Das Ganze
War angefüllt
mit einem tiefen Schwellen
Schwermütiger
Musik. Und dieses wußt ich,
Obgleich ichs
nicht begreife, doch ich wußt es:
Das ist der Tod.
Der ist Musik geworden,
Gewaltig
sehnend, süß und dunkelglühend,
Verwandt der
tiefsten Schwermut.
Aber
seltsam!
Ein namenloses
Heimweh weinte lautlos
In meiner Seele
nach dem Leben, weinte,
Wie einer weint,
wenn er auf großem Seeschiff
Mit gelben
Riesensegeln gegen Abend
Auf dunkelblauem
Wasser an der Stadt,
Der Vaterstadt,
vorüberfährt. Da sieht er
Die Gassen, hört
die Brunnen rauschen, riecht
Den Duft der
Fliederbüsche, sieht sich selber,
Ein Kind, am
Ufer stehn, mit Kindesaugen,
Die ängstlich
sind und weinen wollen, sieht
Durchs offne
Fenster Licht in seinem Zimmer -
Das große
Seeschiff aber trägt ihn weiter
Auf dunkelblauem
Wasser lautlos gleitend
Mit
gelben fremdgeformten Riesensegeln.
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