HANS MAGNUS ENZENSBERGER
LEICHTER ALS LUFT
Besonders schwer
wiegen Gedichte
nicht.
Solange der
Tennisball steigt,
ist er, glaube
ich,
leichter als
Luft.
Das Helium sowieso,
die Eingebung,
dieses Kribbeln
in unserm
Gehirn,
auch das
Elmsfeuer
und die
natürlichen Zahlen.
Sie wiegen so gut wie
nichts,
von den
transzendenten,
ihren vornehmen Vettern,
obwohl sie
zahllos sind,
gar nicht zu
reden.
Soviel ich weiß, gilt das
auch
für den
Strahlenkranz des Magneten,
den wir nicht
sehen,
für die meisten
Heiligenscheine
und für
ausnahmslos alle Walzerklänge.
Leichter als Luft,
wie der
vergessene Kummer
und der
bläuliche Rauch
der endgültig
letzten Zigarette,
ist natürlich
das Ich,
und, soviel ich weiß,
steigt der
Geruch des Brandopfers,
der den Göttern
so wohlgefällig ist,
immer gen
Himmel.
Der Zeppelin
auch.
Vieles bleibt ohnehin
in der Schwebe.
Am leichtesten
wiegt vielleicht,
was von uns
übrigbleibt,
wenn wir unter
der Erde sind.