LUDWIG UHLAND (1787-1862)
DES DICHTERS ABENDGANGErgehst du dich im Abendlicht
(Das ist die Zeit der Dichterwonne),
So wende stets dein Angesicht
Zum Glanze der gesunknen Sonne!
In hoher Feier schwebt dein Geist,
Du schauest in des Tempels Hallen,
Wo alles heil`ge sich erschleußt
Und himmliche Gebilde wallen.
Wann aber um das Heiligthum
Die dunkeln Wolken niederrollen,
Dann ists vollbracht, du kehrest um,
Beseligst von dem Wundervollen.
In stiller Rührung wirst du gehn,
Du trägst in dir des Liedes Segen;
Das Lichte, das du dort gesehn,
Umglänzt dich mild auf finstern Wegen.
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