29.5.09
GEORG HEYM: DIE NACHT
GEORG HEYM (1887-1912)
DIE NACHT
Auf Schlangenhälsen die feurigen Sterne
hängen herunter auf schwankende Türme,
die Dächer gegeißelt. Und Feuer springet,
wie ein Gespenst durch die Gasse der Stürme.
Fenster schlagen mit Macht. Und die Mauern, die alten,
reißen die Tore auf in zahnlosem Munde.
Aber die Brücken fallen über dem Schlunde
und der Tod stehet draußen, der Alte.
Aber die Menschen rennen, ohne zu wissen
blind und schreiend, mit Schwertern und Lanzen.
Unten hallet es dumpf, und die Glocken tanzen,
schlagend laut auf, von den Winden gerissen.
Die Plätze sind rot und tot. Und riesige Monde
steigen über die Dächer mit steifen Beinen
den fiebernden Schläfern tief in die Kammer zu scheinen,
und die Stirne wird fahl wie frierendes Leinen.
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