28.3.09

ANDREAS GRYPHIUS: AN EUGENIEN


ANDREAS GRYPHIUS (1616-1664)


AN EUGENIEN


Schön ist ein schöner leib, den aller lippen preisen,
Der von nicht schlechtem stamm und edlem blut herrührt;
Doch schöner, wenn den leib ein' edle seele ziehrt,
Die einig sich nur lässt die tugend unterweisen;
Vielmehr, wenn weisheit noch, nach der wir offtmals reisen,
Sie in der wiegen lehrt; mehr, wenn sie zucht anführt
Und heilig seyn ergetzt, die nur nach demuth spür't;
Mehr, wenn ihr keuscher geist nicht zagt für flamm und eisen.
Diß schätz ich rühmens wehrt, diß ist, was diese welt,
Die aller schönheit sitz, für höchste schönheit hält,
Und das man billich mag der schönheit wunder nennen.
Wer dieses schauen wil, wird finden, was er sucht
Und kaum zu finden ist, wenn er, o blum der zucht!
O schönste! wenn er euch wird was genauer kennen.

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