5.2.09
ADOLF FRIEDRICH VON SCHACK: AN ADELE
ADOLF FRIEDRICH VON SCHACK (1815-1894)
AN ADELE
Laß mich nicht allein, Adele,
Nicht in weiter Welt allein!
Sonnen will ich meine Seele,
Weib, in deines Auges Schein.
Leg' in meine deine Rechte,
Daß an Ader Ader wallt!
Schaurig draußen sind die Nächte,
Und die Tage o wie kalt!
In des Menschenschwarms Gewühle
Steh' ich da betäubt und bang;
Daß nur Einer mit mir fühle,
Fruchtlos ist mein Herzensdrang.
Der Natur mich zu vertrauen
Streif' ich durch Gebirg und Wald,
Doch zurück von ihr treibt Grauen
In mich selbst mich wieder bald.
Ob das Herz in Freude schlage,
Ob es in Verzweiflung bricht,
Taub ist sie für unsre Klage,
Unsre Lust versteht sie nicht.
Ihre welken Blätter streut sie
Theilnahmslos auf unsre Gruft;
Nur aus unserm Staub erneut sie
Ihrer Lenze Blüthenduft.
Laß mich nicht allein, Adele,
Nicht in weiter Welt allein!
Sonnen will ich meine Seele,
Weib, in deines Auges Schein!
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