15.3.08

MAX HERMANN-NEISSE: TÜRME IN DER GROSSEN STADT


MAX HERMANN-NEISSE (1886-1941)


TÜRME IN DER GROSSEN STADT


Wir wollen uns immer die Hände reichen
über Patina- Grün und Lichter- Flug,
doch unsrer ehernen Zungen Zeichen
(Wo ist die Stille, die einst uns trug?)
haben sich nie vereint,
immer war irgendein Feind
zwischen uns: Räderspeichen,
Autohupen, Reklamen, ein Stadtbahnzug!

Wir starren, verdorrte Bäume, in Schwüle
(Manchmal schwebt uns ein Luftschiff nach...)
dürstend nach der Sterne Kühle
und der Wolken Gloria.
Rauch erdrosselt weh
unser: Kyrie!
und wie Henkerstühle
stehn Plätze; Drähte sind wie Mördernetze da.
Über uns kommen Nachtmanöver, Kanonen,
wir möchten ausschlagen wie auf dem Wall
junge Pferde, aber wir müssen uns schonen
und stehen immer wie im Stall.
Goldner Kreuze Last
liegt auf uns verhaßt.
Wo unsre Brüder wohnen,
wissen wir nicht. In Scherben zerschellt unsrer einsamen
Stimmen Schall...

Unsre Leiber sinken verloren, erbleichen
bei Patina- Grün und Lichter- Flug.
Wir liegen wie einbalsamierte Leichen,
ewiger Krieg tausend Wunden uns schlug.
Sind nie vereint,
immer trennt und ein Feind,
daß wir uns nie erreichen -
wo ist die Stille, die einst uns trug,
... und ertrug?

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