FRANZ
WERFEL
HEKUBA
Manchmal
geht sie durch die Nacht der Erde,
Sie,
das schwerste ärmste Herz der Erde.
Wehet
langsam unter Laub und Sternen,
Weht
durch Weg und Tür und Atemwandern,
Alte
Mutter, elendste der Mütter.
So
viel Milch war einst in diesen Brüsten,
So
viel Söhne gab es zu betreuen.
Weh
dahin! — Nun weht sie nachts auf Erden,
Alte
Mutter, Kern der Welt, erloschen,
Wie
ein kalter Stern sich weiterwälzet.
Unter
Stern und Laub weht sie auf Erden
Nachts
durch tausend ausgelöschte Zimmer,
Wo
die Mütter schlafen, junge Weiber,
Weht
vorüber an den Gitterbetten,
An
dem hellen runden Schlaf der Kinder.
Manchmal
hält am Haupt sie eines Bettes,
Und
sie sieht sich um mit solchem Wehe,
Sie,
ein dürftiger Wind, von Schmerz gestaltet,
Daß
der Schmerz in ihr Gestalt erst findet,
Und
das Licht in toten Lampen aufweint.
Und
die Frauen steigen aus den Retten,
Wie
sie fortweht, nackten schweren Schrittes,
Sitzen
lange an dem Schlaf der Kinder,
Schauen
langsam in die Zimmertrübe,
Tränen
habend unbegrißnen Wehes.