23.7.14
FRANK WEDEKIND: DES DICHTERS KLAGE
FRANK
WEDEKIND
DES
DICHTERS KLAGE
Schwer
ist's heute, ein Gedicht zu machen,
Darum läßt man es am besten sein;
Wenn die Menschen wirklich drüber lachen,
Sperrt man den Verfasser meistens ein;
Wenn sie sich jedoch in Tränen winden,
Dann verhungert schließlich der Poet,
Deshalb wird man es begreiflich finden,
Daß die Poesie zugrunde geht.
Darum läßt man es am besten sein;
Wenn die Menschen wirklich drüber lachen,
Sperrt man den Verfasser meistens ein;
Wenn sie sich jedoch in Tränen winden,
Dann verhungert schließlich der Poet,
Deshalb wird man es begreiflich finden,
Daß die Poesie zugrunde geht.
Niemand
weiß die Freiheit so zu schätzen
Wie der Dichter oder Redakteur;
Wenn sie ihn in das Gefängnis setzen,
Schreibt er manchmal überhaupt nichts mehr.
Statt in die Geschichte der Kalifen
Oder in die Dame, die er liebt,
Seine schöne Seele zu vertiefen,
Fängt er Fliegen, wenn es welche gibt.
Wie der Dichter oder Redakteur;
Wenn sie ihn in das Gefängnis setzen,
Schreibt er manchmal überhaupt nichts mehr.
Statt in die Geschichte der Kalifen
Oder in die Dame, die er liebt,
Seine schöne Seele zu vertiefen,
Fängt er Fliegen, wenn es welche gibt.
Ließe sich
die Allmacht doch erweichen,
Die den Menschen mit dem Fluch bedacht,
Daß er immer über seinesgleichen
Witze, Dramen und Novellen macht!
Zählt die Zuchthaus-Jahre man zusammen,
Die von lyrischen Gedichten her
Und von ähnlichen Verbrechen stammen,
Ein Jahrtausend gibt es ungefähr!
Die den Menschen mit dem Fluch bedacht,
Daß er immer über seinesgleichen
Witze, Dramen und Novellen macht!
Zählt die Zuchthaus-Jahre man zusammen,
Die von lyrischen Gedichten her
Und von ähnlichen Verbrechen stammen,
Ein Jahrtausend gibt es ungefähr!
In der
Politik, das muß man sagen,
Geht ja freilich alles wie geschmiert:
Unsre Größe liegt der Welt im Magen,
Und damit man gänzlich nicht verliert,
Bleiben Schweine dauernd ausgeschlossen,
Weil man ohnehin genug versaut. –
Fröhlich schnarchen Mirbach und Genossen
Wie vorzeiten auf der Bärenhaut.
Geht ja freilich alles wie geschmiert:
Unsre Größe liegt der Welt im Magen,
Und damit man gänzlich nicht verliert,
Bleiben Schweine dauernd ausgeschlossen,
Weil man ohnehin genug versaut. –
Fröhlich schnarchen Mirbach und Genossen
Wie vorzeiten auf der Bärenhaut.
Schade nur,
daß wir nicht vorgeschritten
In der Politik wie Rußland sind;
Unsre Leute muß man immer bitten,
Bis man ihnen etwas abgewinnt.
Dort hingegen braucht man nur zu sagen:
Liebe Kinder, macht die Börse breit,
Sonst wird euch der Kopf vom Rumpf geschlagen!
Käm' es endlich auch bei uns so weit!
In der Politik wie Rußland sind;
Unsre Leute muß man immer bitten,
Bis man ihnen etwas abgewinnt.
Dort hingegen braucht man nur zu sagen:
Liebe Kinder, macht die Börse breit,
Sonst wird euch der Kopf vom Rumpf geschlagen!
Käm' es endlich auch bei uns so weit!
War nicht Bismarck doch ein arger
Stümper,
Daß er stets dagegen sich gesträubt?
Wolle Gott, daß nichts von seiner zimper-
Lichen Staatsraison am Leben bleibt!
Nichts als Nörgler hat er uns geschaffen,
Von dem kindlichsten Vertrauen voll;
Dabei stritt er sich sogar mit Pfaffen!
Ist ein solcher Mensch nicht grauenvoll?
Daß er stets dagegen sich gesträubt?
Wolle Gott, daß nichts von seiner zimper-
Lichen Staatsraison am Leben bleibt!
Nichts als Nörgler hat er uns geschaffen,
Von dem kindlichsten Vertrauen voll;
Dabei stritt er sich sogar mit Pfaffen!
Ist ein solcher Mensch nicht grauenvoll?
Doch ich
weiß uns Rat aus der Bedrängnis:
Laßt den Reichstags-Kasten nur in ein
Majestäts-Beleidigungs-Gefängnis
Umgebaut und umgewandelt sein,
Dann sind wir erlöst von allem Bösen;
Tierisch vegetiert des Volkes Sinn,
Und ich bleibe, wie ich stets gewesen,
Ihr devoter Dichter
Benjamin.
Laßt den Reichstags-Kasten nur in ein
Majestäts-Beleidigungs-Gefängnis
Umgebaut und umgewandelt sein,
Dann sind wir erlöst von allem Bösen;
Tierisch vegetiert des Volkes Sinn,
Und ich bleibe, wie ich stets gewesen,
Ihr devoter Dichter
Benjamin.
22.7.14
ERNST JANDL: DAS SCHÖNE BILD
ERNST JANDL
DAS SCHÖNE BILD
damit die tränen du, die jeder mensch verlangt
aussparen kannst; spar jede spur von menschen aus:
kein weg erinnere an festen gang, kein feld an brot
kein wald an haus und schrank, kein stein an wand
kein quell an trank, kein teich kein see kein meer
an schwimmer, boote, ruder, segel, seefahrt
kein fels an kletternde, kein wölkchen
an gegen wetter kämpfende, kein himmelsstück
an aufblick, flugzeug, raumschiff – nichts
erinnere an etwas; außer weiß an weiß
schwarz an schwarz, rot an rot, gerade an gerade
rund an rund;
so wird meine seele gesund.
21.7.14
HANS MAGNUS ENZENSBERGER: INS LESEBUCH FÜR DIE OBERSTUFE
HANS MAGNUS
ENZENSBERGER
INS
LESEBUCH FÜR DIE OBERSTUFE
lies keine
oden, mein sohn, lies die fahrpläne:
sie sind genauer, roll die seekarten auf,
eh es zu spät ist. sei wachsam, sing nicht.
der tag kommt, wo sie wieder listen ans tor
schlagen und malen den neinsagern auf die brust
zinken, lern unerkannt gehn, lern mehr als ich:
das viertel wechseln, den paß, das gesicht.
versteh dich auf den kleinen verrat,
die tägliche schmutzige rettung. nützlich
sind die enzykliken zum feueranzünden,
die manifeste: butter einzuwickeln und salz
für die wehrlosen, wut und geduld sind nötig,
in die lungen der macht zu blasen
den feinen tödlichen staub, gemahlen
von denen, die viel gelernt haben,
die genau sind, von dir.
sie sind genauer, roll die seekarten auf,
eh es zu spät ist. sei wachsam, sing nicht.
der tag kommt, wo sie wieder listen ans tor
schlagen und malen den neinsagern auf die brust
zinken, lern unerkannt gehn, lern mehr als ich:
das viertel wechseln, den paß, das gesicht.
versteh dich auf den kleinen verrat,
die tägliche schmutzige rettung. nützlich
sind die enzykliken zum feueranzünden,
die manifeste: butter einzuwickeln und salz
für die wehrlosen, wut und geduld sind nötig,
in die lungen der macht zu blasen
den feinen tödlichen staub, gemahlen
von denen, die viel gelernt haben,
die genau sind, von dir.
20.7.14
GÜNTER EICH: NACHHUT
GÜNTER EICH
NACHHUT
Steh auf, steh auf!
Wir werden nicht angenommen,
die Botschaft kam mit dem Schatten der Sterne.
Wir werden nicht angenommen,
die Botschaft kam mit dem Schatten der Sterne.
Es ist Zeit, zu gehen wie die
andern.
Sie stellten ihre Straßen und leeren Häuser
unter den Schutz des Mondes. Er hat wenig Macht.
Sie stellten ihre Straßen und leeren Häuser
unter den Schutz des Mondes. Er hat wenig Macht.
Unsere Worte werden von der
Stille aufgezeichnet.
Die Kanaldeckel heben sich um einen Spalt.
Die Wegweiser haben sich gedreht.
Die Kanaldeckel heben sich um einen Spalt.
Die Wegweiser haben sich gedreht.
Wenn wir uns erinnerten an die
Wegmarken der Liebe,
ablesbar auf Wasserspiegeln und im Wehen des Schnees!
Komm, ehe wir blind sind!
ablesbar auf Wasserspiegeln und im Wehen des Schnees!
Komm, ehe wir blind sind!
14.7.14
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: DIE SCHÖNE NACHT
JOHANN
WOLFGANG VON GOETHE
DIE SCHÖNE
NACHT
Nun verlaß
ich diese Hütte,
Meiner Liebsten Aufenthalt,
Wandle mit verhülltem Schritte
Durch den öden, finstern Wald.
Luna bricht durch Busch und Eichen,
Zephir meldet ihren Lauf,
Und die Birken streun mit Neigen
Ihr den süßen Weihrauch auf.
Wie ergötz ich mich im Kühlen
Dieser schönen Sommernacht!
O wie still ist hier zu fühlen,
Was die Seele glücklich macht!
Läßt sich kaum die Wonne fassen!
Und doch wollt ich, Himmel, dir
Tausend solcher Nächte lassen,
Gäb mein Mädchen Eine mir.
Meiner Liebsten Aufenthalt,
Wandle mit verhülltem Schritte
Durch den öden, finstern Wald.
Luna bricht durch Busch und Eichen,
Zephir meldet ihren Lauf,
Und die Birken streun mit Neigen
Ihr den süßen Weihrauch auf.
Wie ergötz ich mich im Kühlen
Dieser schönen Sommernacht!
O wie still ist hier zu fühlen,
Was die Seele glücklich macht!
Läßt sich kaum die Wonne fassen!
Und doch wollt ich, Himmel, dir
Tausend solcher Nächte lassen,
Gäb mein Mädchen Eine mir.
9.7.14
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: EINS UND ALLES
JOHANN
WOLFGANG VON GOETHE
EINS UND
ALLES
Im
Grenzenlosen sich zu finden,
Wird gern der einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Überdruß;
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,
Statt lästigem Fordern, strengem Sollen
Sich aufzugeben ist Genuß.
Weltseele, komm, uns zu durchdringen!
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen,
Wird unsrer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leitend höchste Meister
Zu dem, der alles schafft und schuf.
Und umzuschauen das Geschaffne,
Damit sichs nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges, lebendiges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden
Zu reinen Sonnen, farbigen Erden;
In keinem Falle darf es ruhn.
Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar stehts Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.
Wird gern der einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Überdruß;
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,
Statt lästigem Fordern, strengem Sollen
Sich aufzugeben ist Genuß.
Weltseele, komm, uns zu durchdringen!
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen,
Wird unsrer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leitend höchste Meister
Zu dem, der alles schafft und schuf.
Und umzuschauen das Geschaffne,
Damit sichs nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges, lebendiges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden
Zu reinen Sonnen, farbigen Erden;
In keinem Falle darf es ruhn.
Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar stehts Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.
4.7.14
RICHARD DEHMEL: ICH WARF EINE ROSE INS MEER
RICHARD
DEHMEL
ICH WARF
EINE ROSE INS MEER
Ich warf eine Rose ins Meer,
eine blühende Rose ins grüne Meer.
Und weil die Sonne schien, Sonne schien,
sprang das Licht hinterher,
mit hundert zitternden Zehen hinterher.
Als die erste Welle kam,
wollte die Rose, meine Rose, ertrinken.
Als die zweite sie sanft auf ihre Schultern nahm,
musste das Licht, das Licht ihr zu Füßen sinken.
Da fasste die dritte sie am Saum,
und das Licht sprang hoch, zitternd hoch, wie zur Wehr;
aber hundert tanzende Blütenblätter
wiegten sich rot, rot, rot um mich her,
und es tanzte mein Boot,
und mein Schatten auf dem Schaum,
und das grüne Meer, das Meer.
Ich warf eine Rose ins Meer,
eine blühende Rose ins grüne Meer.
Und weil die Sonne schien, Sonne schien,
sprang das Licht hinterher,
mit hundert zitternden Zehen hinterher.
Als die erste Welle kam,
wollte die Rose, meine Rose, ertrinken.
Als die zweite sie sanft auf ihre Schultern nahm,
musste das Licht, das Licht ihr zu Füßen sinken.
Da fasste die dritte sie am Saum,
und das Licht sprang hoch, zitternd hoch, wie zur Wehr;
aber hundert tanzende Blütenblätter
wiegten sich rot, rot, rot um mich her,
und es tanzte mein Boot,
und mein Schatten auf dem Schaum,
und das grüne Meer, das Meer.
3.7.14
PAUL CELAN: SCHLAF UND SPEISE
PAUL CELAN
SCHLAF UND
SPEISE
Der Hauch der Nacht ist dein Laken,
die Finsternis legt sich zu dir.
Sie rührt dir an Knöchel und Schläfe,
sie weckt dich zu Leben und Schlaf,
sie spürt dich im Wort auf, im Wunsch,
im Gedanken, sie schläft bei jedem von ihnen,
sie lockt dich hervor.
Sie kämmt dir das Salz aus den Wimpern
und tischt es dir auf,
sie lauscht deinen Stunden den Sand ab
und setzt ihn dir vor.
Und was sie als Rose war,
Schatten und Wasser, schenkt sie dir ein.
Der Hauch der Nacht ist dein Laken,
die Finsternis legt sich zu dir.
Sie rührt dir an Knöchel und Schläfe,
sie weckt dich zu Leben und Schlaf,
sie spürt dich im Wort auf, im Wunsch,
im Gedanken, sie schläft bei jedem von ihnen,
sie lockt dich hervor.
Sie kämmt dir das Salz aus den Wimpern
und tischt es dir auf,
sie lauscht deinen Stunden den Sand ab
und setzt ihn dir vor.
Und was sie als Rose war,
Schatten und Wasser, schenkt sie dir ein.
2.7.14
FRANK WEDEKIND: LIEBESANTRAG
FRANK
WEDEKIND
LIEBESANTRAG
Laß uns mit
dem Feuer spielen,
Mit dem tollen Liebesfeuer;
Laß uns in den Tiefen wühlen,
Drin die grausen Ungeheuer.
Menschenherzens wilde Bestien,
Schlangen, Schakal und Hyänen,
Die den Leichnam noch beläst'gen
Mit den gier'gen Schneidezähnen.
Laß uns das Getier versammeln,
Laß es stacheln uns und hetzen.
Und die Tore fest verrammeln
Und uns königlich ergötzen.
Mit dem tollen Liebesfeuer;
Laß uns in den Tiefen wühlen,
Drin die grausen Ungeheuer.
Menschenherzens wilde Bestien,
Schlangen, Schakal und Hyänen,
Die den Leichnam noch beläst'gen
Mit den gier'gen Schneidezähnen.
Laß uns das Getier versammeln,
Laß es stacheln uns und hetzen.
Und die Tore fest verrammeln
Und uns königlich ergötzen.
1.7.14
KARL KRAUS: DER REIM
KARL KRAUS
DER REIM
Der Reim
ist nur der Sprache Gunst,
nicht nebenher noch eine Kunst.
nicht nebenher noch eine Kunst.
Geboren
wird er, wo sein Platz,
aus einem Satz mit einem Satz.
aus einem Satz mit einem Satz.
Er ist kein
eigenwillig Ding,
das in der Form spazieren ging.
das in der Form spazieren ging.
Er ist ein
Inhalt, ist kein Kleid,
das heute eng und morgen weit.
das heute eng und morgen weit.
Er ist
nicht Ornament der Leere,
des toten Wortes letzte Ehre.
des toten Wortes letzte Ehre.
Nicht Würze
ist er, sondern Nahrung,
er ist nicht Reiz, er ist die Paarung.
er ist nicht Reiz, er ist die Paarung.
Er ist das
Ufer, wo sie landen,
sind zwei Gedanken einverstanden.
sind zwei Gedanken einverstanden.
Er ist so
seicht und ist so tief
wie jede Sehnsucht, die ihn rief.
wie jede Sehnsucht, die ihn rief.
Er ist so
einfach oder schal
wie der Empfindung Material.
wie der Empfindung Material.
Er ist so
neu und ist so alt
wie des Gedichtes Vollgestalt.
wie des Gedichtes Vollgestalt.
Orphischen
Liedes Reim, ich wette,
er steht auch in der Operette.
er steht auch in der Operette.
Wenn Worte
ihren Wert behalten,
kann nie ein alter Reim veralten.
kann nie ein alter Reim veralten.
Fühlt sich
am Vers ein Puls, ein Herz,
so fühlt es auch den Reim auf Schmerz.
so fühlt es auch den Reim auf Schmerz.
Aus
allgemeinrer Sachlichkeit
glückt neu der Reim von Leid auf Zeit.
glückt neu der Reim von Leid auf Zeit.
Weist mich das Wort in weitere
Fernen
o staunend Wiedersehn mit Sternen!
o staunend Wiedersehn mit Sternen!
Der erdensichern
Schmach Verbreitung
bedingt dafür die Tageszeitung
bedingt dafür die Tageszeitung
und leicht
trifft einem irdnen Tropf
der Reim den Nagel auf den Kopf.
der Reim den Nagel auf den Kopf.
Dem
Wortbekenner ist das Wort
ein Wunder und ein Gnadenort.
ein Wunder und ein Gnadenort.
Der Reim,
oft nur der Verse Leim,
ist der Gedanken Honigseim.
ist der Gedanken Honigseim.
Hier bietet
die Natur den Schatz,
dort Technik süßeren Ersatz.
dort Technik süßeren Ersatz.
Ein Wort,
das nie am Ursprung lügt,
zugleich auch den Geschmack betrügt.
zugleich auch den Geschmack betrügt.
Dort
ist's ein eingemischter Klang,
hier eingeboren in den Drang.
hier eingeboren in den Drang.
Sei es der
Unbedeutung Schall:
ein Schöpfer ruft es aus dem All.
ein Schöpfer ruft es aus dem All.
Dort
deckt der Reim die innre Lücke
und dient als eine Versfußkrücke.
und dient als eine Versfußkrücke.
Hier nimmt
er teil am ganzen Muß,
die Fessel eines Genius,
die Fessel eines Genius,
Gebundnes
tiefer noch zu binden.
Was sich nicht suchen läßt, nur finden.
Was sich nicht suchen läßt, nur finden.
was in des
Wortglücks Augenblick,
nicht aus Geschick, nur durch Geschick
nicht aus Geschick, nur durch Geschick
da ist und
was von selbst gelingt,
aus Mutterschaft der Sprache springt:
aus Mutterschaft der Sprache springt:
das ist der
Reim. Nicht, was euch singt!